Wie neue Lern-Welten für mehr Spaß und Nähe sorgen

Durch die Virtual Reality-Brille sieht der Träger dreidimensional. Dadurch stellt sich beim Nutzer ein Realitätsgefühl ein. © Nastasic/Getty Images
Mit modernen Medien und intelligenten Lernräumen überwinden Menschen immer größere Distanzen. „Virtual Learning“ bietet ganz neue Möglichkeiten für die berufliche Bildung. Digital-Experte Henning Behrens erklärt den Mehrwert solcher Technologien.
Tonia Sorrentino
Tonia Sorrentino
Journalistin für Recruiting & Human Ressources © Anna Schwartz

„Von Angesicht zu Angesicht wissen wir, wie wir kommunizieren. Deshalb klappt das auch in der 3D-Welt.“

Henning Behrens, Spezialist für Virtual Learning

Im Rahmen einer betrieblichen Partnerschaft arbeitete der Digitalexperte Henning Behrens an der Entwicklung einer dreidimensionalen Lern- und Arbeitswelt mit. „Nutzer suchen sich einen passenden Avatar aus, wie bei den Computerspielen ,FIFA‘ oder ,Die Sims‘. Dann ziehen sie sich als Avatar Kleidung und Schuhe an und betreten ihre virtuelle Welt.“ Etwa eine Firma: Der Avatar passiere den Eingang, nehme den Weg zu seinem Büro, das zum Beispiel ein Türschild mit seinem Namen trägt, abschließbar ist, Fenster hat und so weiter. „Der Avatar kann aufstehen, Treppen steigen, Fahrstuhl fahren, telefonieren, zum Meeting gehen – alles, was wir auch tun würden.“

Studien zufolge, bringt diese Art von Arbeits- und Lernwelten, also virtuelle Kollaboration unter Avataren, Menschen einander näher und macht sie produktiver. In einer sehr gut konstruierten 3D-Welt stelle sich beim Nutzer binnen Kurzem ein Realitätsgefühl ein, verorteter Echtzeit-Stereo-Ton verstärkt diesen Effekt. „Sitzt mein Avatar am Tisch und links spricht ein Kollege, höre ich ihn auch aus dieser Richtung, drehe mich in der Regel sogar zu ihm hin. Distanzen simuliert die Technik über Lautstärke. Der Mehrwert ist spürbar.“ Übrigens auch mit Blick auf den ökologischen Fußabdruck: Indem die virtuellen Welten Dienstreisen jeglicher Art überflüssig machen, zahlen sie auch auf das betriebliche Umweltkonto ein.

Den ausführlichen Beitrag lesen Sie in der Printausgabe. Ergänzend dazu, veröffentlichen wir an dieser Stelle einen Leitfaden für eine virtuelle Lern- und Teamkultur.

Leitfaden: So bilden Sie eine virtuelle Lern- und Teamkultur

Mit der Veränderung unserer Arbeitswelt müssen sich auch Strukturen und Verhältnisse unter den Mitarbeitern, Arbeitsweisen und mentale Einstellungen in vielen Bereichen des unternehmerischen Alltags ändern. Oft ist es sinnvoll, im Sinne dieses Kulturwandels mit einem Marketing-Blick auf die Dinge zu schauen. Henning Behrens gibt an dieser Stelle Tipps, wie Unternehmen erfolgreich eine neue Lern- und Teamkultur aufbauen können:

  • Zuallererst: Machen Sie eine Bestandsaufnahme: An welchem Punkt stehen Sie, zum Beispiel mit Blick auf digitales Arbeiten und Lernen? Welche Unternehmens- und Lernziele wollen Sie erreichen, in welchem Umfeld bewegen Sie sich, wo liegen Ihre Herausforderungen?
  • Bei allen Plänen, die Sie hegen: Beziehen Sie Ihre Belegschaft von Beginn an gut mit ein, denn kultureller Wandel bedarf einer Änderung im Mindset, in der Führung sowie organisationaler Struktur.
  • Holen Sie dabei alle Abteilungen an Bord – das ist zum Beispiel neben der Personalabteilung die IT.
  • Besprechen Sie mit allen Beteiligten, was sie sich zum Beispiel unter den Themen agiles Arbeiten und virtuelles Lernen vorstellen und was sie dafür nach eigenem Empfinden brauchen. Geben Sie ihnen auch Wissen an die Hand, welche Auswirkungen diese Themen haben können.
  • Beziehen Sie die Wünsche und Anforderungen Ihrer Mitarbeiter in die Prozesse ein, etwa nach Homeoffice-Tagen oder flexibleren Arbeitszeiten. Natürlich müssen Sie sicher an der einen oder anderen Stelle Kompromisse machen – wichtig ist es, Commitment zu schaffen.
  • Schenken Sie Ihren Mitarbeitern einen Vertrauensvorschuss, motivieren Sie sie, eigenverantwortlich, offen und kreativ zu arbeiten, eigene begründete Entscheidungen zu treffen – durchaus auch mit Budgetverantwortung. Sie werden es Ihnen mit entsprechenden Leistungen danken.
  • Das Lernen und das Finden der individuell produktivsten Arbeitsweise sind nur von Erfolg gekrönt, wenn bei der Umsetzung – bis zu einer gewissen Phase – auch Fehler gemacht werden dürfen.
  • Besprechen Sie derartige neue Ziele und Möglichkeiten, wie Ihre Mitarbeiter ihre individuellen Fähigkeiten und Kompetenzen gewinnbringend und aus Überzeugung (!) einsetzen wollen, offen und transparent. Dafür eignen sich individuelle Gespräche deutlich besser als ein fest umrissenes Jahresgespräch.
  • Statt Standard-Lösungen sind zunehmend wieder individuelle Lösungen im Arbeitsalltag gefragt. Versuchen Sie deshalb nicht, alle Mitarbeiter nach demselben Muster zu behandeln, sondern eher nach ihren speziellen Fähigkeiten, Potenzialen und Bedürfnissen, nach ihrem Kontext im Unternehmen.
  • Haben Sie alles, was Sie brauchen, probieren Sie die neuen Arbeitsweisen in einem Projekt aus – Sie werden schnell feststellen, wo die Prozesse nach Ihren Vorstellungen funktionieren und an welchen Schrauben Sie anderweitig noch drehen müssen.
  • Geben Sie sich und Ihren Mitarbeitern Zeit, sich den vereinbarten Zielen entsprechend zu entwickeln.

Zur Person

© privat

Henning Behrens ist ausgebildeter Bankkaufmann, studierter Wirtschaftspsychologe, Online-Coach und Speaker. Mehrere Jahre lang war der Digitalexperte als Virtual Trainer insbesondere von Bildungsträgern wie Hochschulen und Weiterbildungsinstituten tätig, bevor er für den Berliner Weiterbildungsanbieter WBS Training AG im Rahmen einer Partnerschaft mit der TriCAT GmbH mit Sitz in Ulm dabei half, eine 3D-Lern- und -Arbeitswelt zu entwickeln. Seit 2019 ist der verheiratete Vater zweier Kinder „Head of People & Culture“ im Unternehmen „only upon request“ und betreibt mit zwei weiteren Expertinnen das StartUp „KULTURENTWICKLER“.

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