Prüfung – geschafft. Schule – geschafft. Ausbildung – geschafft. „Unser Bildungssystem ist momentbezogen. Man lernt auf gewisse Ereignisse hin“, sagt Maximilian Kops. Der 27-Jährige, der seit fünf Jahren Unternehmen zu Technologien, Employer Branding und Work 4.0 berät, hat eine andere Vision: „Lernen sollte als etwas Kontinuierliches in den Alltag integriert sein. Etwas, das ich immer mache.“ Und ganzheitlich sollte es sein. Was, wenn Menschen in Zukunft einen Coach an ihrer Seite hätten? Einen, der sie jeden Tag zur Aneignung neuer Inhalte und Fähigkeiten inspirierte, die dazu dienen, ihre Persönlichkeit weiterzuentwickeln?
Was vor rund vier Jahren eine abstrakte Idee war, wurde mit Gründung der Stella Coaching GmbH zum konkreten Angebot. Damit gewann das Unternehmen im November den Titel „innovativstes Start-up in der HR-Ausbildungsbranche 2023“. Gegen vier Mitbewerber hatte sich das Stella-Team dafür im jüngsten Newcomer Battle des Deutschen Ausbildungsleiterkongresses durchgesetzt.
Die weiteren Teilnehmer des Newcomer Battle
- filimeo, Finanzbildungsanbieter, Stuttgart. Ziel: Mitarbeiterbindung durch finanzielle Bildung mit Erkenntnissen aus Finanzwissenschaft, Pädagogik, Verhaltensökonomie. Digitale Lernreise mit persönlichem Mentoring motiviert zu eigenverantwortlichem Handeln. https://filimeo.org
- Get Ikigai, Recruitingsoftware-Anbieter, Pliening. Software verarbeitet Daten wie Text, Sprache und Bild mit dem Ziel, Talente und Recruitingpersonal gezielt mit den passenden Informationen wie Stellenanforderungen zu versorgen. www.get-ikigai.com
- Lean Ocean, Software-Agentur, Münster. Produkte: Videospiele für Personalmarketing und HR. Arbeitgeber können Talenten zum Beispiel per Rollenspiel ein virtuelles Mini-Praktikum im eigenen Unternehmen anbieten. https://akeyi.de
- Savvi, App-Anbieter, Potsdam. Plattform ermöglicht die Verwandlung von Future- und Soft Skills in täg- liche Gewohnheiten und bringt mit Lern-Nuggets spielerisch die Fähigkeiten von Auszubildenden auf das nächste Level. www.savvi.hr
Persönliche Ziele erreichen
Der virtuelle Coach ist eine App, versteht den Nutzer und weiß aufgrund einer zunehmend engen Verbindung zu ihm, welcher Lerninhalt gerade der richtige ist, um beim Erreichen persönlicher Ziele und beim Lösen individueller Herausforderungen zu unterstützen, wie der Stella-Geschäftsführer schildert. „Wir wollen Menschen gezielt mit diesem Wissen versorgen, durchgehend individuelle Interessen fördern.“ Die Art und Weise sei essenziell, denn: „Das klassische Konzept der Gruppe, die im selben Raum zur selben Zeit denselben Content lernt, holt immer weniger Menschen ab.“ Auf dieser Basis starteten Kops und sein Team mit einem Partnerunternehmen die Entwicklung virtueller Coachings mit Fokus auf Persönlichkeitsthemen wie Selbstmanagement und Finden der eigenen Vision. Nach einer kurzen, authentischen Initialbefragung liefert „Coach Stella“ passende Videos zur persönlichen Weiterentwicklung. Diesen zugrunde liegt eine Potenzialanalyse, die jeder Nutzer zuvor für sich ausgefüllt hat. Über einen individuellen Austausch würden sie dann motiviert, pro Woche 20 bis 30 Minuten dem eigenen Weiterkommen zu widmen. „Kennen Menschen unter anderem ihre Stärken und Werte, sind sie persönlich und beruflich erfolgreicher. Ermöglichen das Arbeitgeber ihren Mitarbeitern, profitieren alle davon.“
›› Das klassische Konzept der Gruppe, die im selben Raum zur selben Zeit denselben Content lernt, holt immer weniger Menschen ab. ‹‹
Maximilian Kops, CEO von Stella Coaching
Derzeit ist die App mehrheitlich bei mittelständischen Unternehmen im Einsatz. Künftig soll sie mittels optimierter KI-Technologien noch stärker als „persönlicher Buddy“ wahrgenommen werden. Kops: „Die Kernfrage wird immer sein: Was kannst du tun, um noch mehr Erfolg zu haben?“ Ein Ansatz, vom dem nicht nur Nutzer, sondern auch Arbeitgeber profitieren.
Agiler werden
Weg vom hierarchischen Lernen, die Verantwortung für erfolgreiches Lernen nicht nur an Externe wie Schule oder Ausbildungsbetrieb abgeben: Dieses US-amerikanische Motto trage auch hierzulande Früchte, sagt Stella-CEO Maximilian Kops. Aus der Philosophie, dass lebenslange Weiterentwicklung gerade in Zeiten von KI Alltagsbestandteil und notwendiger Erfolgsfaktor ist, leitet er Denkanstöße an deutsche Unternehmen ab:
„Zukunft wird aus Mut gemacht – und Start-ups sind die Inkarnation dieser Zukunftshoffnung“, sagt Avo Schönbohm, Professor für Allgemeine Betriebswirtschaftslehre und Controlling an der Hochschule für Wirtschaft und Recht Berlin sowie Mentor bei Stella. Bereits der Gründungsgedanke bestimme die spätere Unternehmenskultur, sagt der Experte für die Entwicklung zukunftsfähiger Organisationen: „Transformation funktioniert nur, wenn sie bereits in der DNA des Unternehmens angelegt ist. Das ist bei Start-ups in der Regel der Fall, aber sehr schwierig bei Firmen, die seit Jahrzehnten am Markt agieren.“ Diese seien traditionsbedingt mehrheitlich auf ein kontrollierbares Funktionieren der Mitarbeitenden, auf stabile Prozesse in klar abgesteckten Bereichen ausgerichtet. Doch heutzutage sei Agilität relevant. „Der Grundgedanke ist, dass Individuen in den Unternehmen eigenständig agieren und mitdenken.“ Im Zentrum: Kundenorientierung und Veränderungsbereitschaft. Diese seien mit der entsprechenden Unternehmenskultur zu fördern. „Das machen uns Start-ups radikal vor.“
›› Transformation funktioniert nur, wenn sie bereits in der DNA des Unternehmens angelegt ist. Das ist bei Start-ups in der Regel der Fall. ‹‹
Prof. Avo Schönbohm, Hochschule für Wirtschaft und Recht, Berlin
Wie kommen Unternehmen zu mehr Agilität? Für ganz wichtig hält Schönbohm den Aspekt, Mitarbeitende zu selbstständigem Agieren zu ertüchtigen. Schon der Verzicht auf zu viele Hierarchiestufen im Management könne positiv dazu beitragen: „Individuen entwickeln sich nur, wenn sie auf sich gestellt sind. Übermenschen, die sagen, wo es lang geht, nehmen ihnen die Proaktivität im unternehmerischen Denken.“ Es brauche ein Growth-Mindset, Mut zum kulturellen Wandel, eine skalierbare Lösung, um Mitarbeitenden die Chance zur Selbstentwicklung zu geben. Nur dann könne sich auch das Unternehmen entwickeln. Mit Spezialisten, die auch beispielsweise strategisch in Cloud, KI und neuen Geschäftsmodellen denken. Mit Geschäftsführenden, die sich um ihre Mitarbeitenden kümmern, ihre Arbeit kuratieren statt im Details zu managen. So lasse sich die Arbeitgebermarke deutlich aufwerten. „Dazu können Start-ups wie Stella einen wichtigen Beitrag leisten.“ https://stella.coach
5 Denkanstöße von Maximilian Kops
- Lernen ist niemals abgeschlossen: Je agiler und offener für Veränderungen der Mensch, desto besser ist er auf die Zukunft vorbereitet.
- Weiterbildung zielgruppenorientiert gestalten: Was ist der spezifische Mehrwert für diesen einen Menschen? Kein Gießkannen-Prinzip à la „Resilienztraining für alle“
- Mit KI individuelle Lernerfahrungen schaffen: Technologien können persönliche Lernbedürfnisse bedienen – Lehrpersonal bildet i. d. R. Gruppen weiter.
- Arbeitgeberpositionierung: für Mitarbeitende über ihre Arbeit individuell Sinnstiftung schaffen
- Fokus auf den Gesamttrend: Persönlichkeitsentwicklung, Mindset und Sinn werden relevanter und zu Benefits für potenzielle Bewerbende.