Früh übt sich…

Marie Rößler und Jana Erfle betreuen junge Frauen als Azubis
Vor neun Jahren (­damals waren sie in der 7. Klasse) hatten Marie Rößler (links) und Jana Erfle Unternehmensluft bei den Index-Werken geschnuppert. Heute betreuen die beiden jungen Frauen als Azubis des Betriebes Gruppen am Girls’Day und bei der Kinderbiennale © Annja Maga
Schon Kinder kann man für Ausbildungsberufe und -unternehmen begeistern. Das zeigt ein Beispiel aus Esslingen am Neckar
Dr. Annja Maga
Dr. Annja Maga
IHK Region Stuttgart © privat

Erinnern Sie sich noch an die Marken Ihrer Kindheit ? Vielleicht haben Sie sogar noch die dazugehörigen Werbe­spots im Ohr ? Kein Wunder: Je jünger ein Mensch ist, ­desto leichter gelingt die Marken­bindung. Und das funktioniert auch mit Arbeitgebermarken.

Möglichkeiten gibt es einige: Trikotsponsoring für Bambini-­Mannschaften zum Beispiel oder Sachpreise für Schul- oder Vereinsfeste. Aber so richtig ­gewinnen kann man den Nachwuchs, wenn er mit allen ­Sinnen erfährt, wie Arbeiten ganz ­konkret funktioniert. Dann kann man sich selbst erproben und ­seine Kreativität dabei freisetzen.

Genau das ist die Grundidee der Kinder-Biennale in ­Esslingen am Neckar. In Kooperation mit Bildungseinrichtungen, ­Unternehmen und Medien bietet sie zahlreiche Veranstaltungs­reihen, Projekte, Workshops und Ausstellungen für Kinder an. Ein Fokus liegt dabei auf dem Erleben von Berufen, insbesondere im technischen Bereich.

Wichtig ist, dass die Kinder ein fertiges Produkt mit nach Hause nehmen können. Das können sie dann der ganzen Familie stolz vorzeigen und als Erinnerung in ihr Zimmer stellen.

Index-Ausbildungsleiterin Simone Kuhn über die Kinder-Biennale

Mehrere Mittelständler aus dem Landkreis laden Schul­kinder deshalb regelmäßig in ihre Betriebe ein. Zum Beispiel die ­Index-Werke GmbH. „12- bis 14-Jährige kommen dann zu uns in das Ausbildungszentrum“, erzählt Index-Ausbildungsleiterin Simone Kuhn. Insgesamt sechs Nachmittage verbringen sie bei dem Spezialisten für CNC-Drehmaschinen und fertigen dort einen LED-Strahler. Am ersten Nachmittag lernen die Kinder, eine technische Zeichnung zu lesen, am zweiten ­probieren sie ­Metallbearbeitungstechniken aus, Bohren oder Stempeln zum Beispiel. Danach geht es an eine echte CNC-­Maschine, ­bevor es am vierten Nachmittag um Elektro­technik geht. Dann wird eine Platine bestückt und ­gelötet. „Die meisten machen als Leuchtbild ein Kreuz oder ein Herz, aber auch Buchstaben sind sehr beliebt“, erzählt Kuhn. Aus allen Einzelprodukten montieren die jungen Tüftler am fünften Termin zuletzt ihren persönlichen LED-Strahler. „Wichtig ist, dass die Kinder ein fertiges Produkt mit nach Hause nehmen können. Das können sie dann der ganzen Familie stolz vorzeigen und als Erinnerung in ihr Zimmer stellen“, erklärt Kuhn. Überhaupt sind der Vorzeige- und der „Memory“-Effekt“ fast so wichtig wie der Spaß an der Arbeit. Deshalb erhalten alle Teilnehmer ein Zertifikat und viel Lob.

„Wir legen Wert darauf, dass alle ausgiebig geehrt werden“, sagt Kuhn. Schließlich sollen die ­Kinder in ihren Talenten und in ihrem Selbstwertgefühl gestärkt werden. „Ich kann das !“ und „das macht Spaß“, ­lauten ja ­schließlich die Lernziele. Und wenn das Werkstück und das Zertifikat lange genug das Kinder­zimmer zieren, dann fällt ihnen der Name „Index“ sicher auch ein, wenn es an die Bewerbung um einen Ausbildungsplatz geht.

Zwar kommen die Kinderbiennale-Kinder erst langsam in das Bewerbungsalter, dass die Idee funktioniert, zeigen die ­Girls’ Day-Mädchen, die inzwischen bei Index eine Ausbildung ­machen. Marie Rößler und Jana Erfle zum Beispiel. Als die beiden 2014 in der 7. Klasse waren, durften sie bei Index ein „Herz für Technik“ herstellen – ähnlich wie das Kinderbiennale-Programm, allerdings auf einen Tag komprimiert. Als es nach Abi beziehungsweise Mittlerer Reife um die Ausbildung ging, war der Esslinger Maschinenbauer bei beiden erste Wahl: „Index ist mir im Kopf geblieben“, erinnert sich Marie Rößler. „Gott sei Dank“, lacht Kuhn.

Inzwischen betreuen beide junge Frauen Gruppen bei der Kinderbiennale und am ­Girls’ Day – und lernen ihrerseits von den Kindern: „Was die alles für Fragen stellen“, staunt ­Rößler – freut sich, dass sie beim ­Erklären noch einmal ihr ­eigenes Wissen festigt.

Dass die beiden Frauen ­Feuer gefangen haben, sieht man auch daran, dass sie auf die Industrie­mechanikerin noch die Industrieelektrikerin aufsatteln. Wie reagiert das Umfeld auf ihre MINT-Karrieren? Jana ­Erfle hat einige Freundinnen, die eine technische Ausbildung ­machen, und findet es „cool“, dass sie sich mit ihnen über die ­Arbeit austauschen kann. Freilich ­treffen beide auch immer ­wieder auf ­überraschte Gesichter, doch die Resonanz sei durchweg ­positiv. ­Würden sie einer ­kleinen Schwester oder Cousine ­raten, denselben Weg zu gehen? „­Definitiv“, sind sie sich einig. Und Kuhn ruft ­spontan „gerne, her damit!“

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