Erinnern Sie sich noch an die Marken Ihrer Kindheit ? Vielleicht haben Sie sogar noch die dazugehörigen Werbespots im Ohr ? Kein Wunder: Je jünger ein Mensch ist, desto leichter gelingt die Markenbindung. Und das funktioniert auch mit Arbeitgebermarken.
Möglichkeiten gibt es einige: Trikotsponsoring für Bambini-Mannschaften zum Beispiel oder Sachpreise für Schul- oder Vereinsfeste. Aber so richtig gewinnen kann man den Nachwuchs, wenn er mit allen Sinnen erfährt, wie Arbeiten ganz konkret funktioniert. Dann kann man sich selbst erproben und seine Kreativität dabei freisetzen.
Genau das ist die Grundidee der Kinder-Biennale in Esslingen am Neckar. In Kooperation mit Bildungseinrichtungen, Unternehmen und Medien bietet sie zahlreiche Veranstaltungsreihen, Projekte, Workshops und Ausstellungen für Kinder an. Ein Fokus liegt dabei auf dem Erleben von Berufen, insbesondere im technischen Bereich.
Wichtig ist, dass die Kinder ein fertiges Produkt mit nach Hause nehmen können. Das können sie dann der ganzen Familie stolz vorzeigen und als Erinnerung in ihr Zimmer stellen.
Index-Ausbildungsleiterin Simone Kuhn über die Kinder-Biennale
Mehrere Mittelständler aus dem Landkreis laden Schulkinder deshalb regelmäßig in ihre Betriebe ein. Zum Beispiel die Index-Werke GmbH. „12- bis 14-Jährige kommen dann zu uns in das Ausbildungszentrum“, erzählt Index-Ausbildungsleiterin Simone Kuhn. Insgesamt sechs Nachmittage verbringen sie bei dem Spezialisten für CNC-Drehmaschinen und fertigen dort einen LED-Strahler. Am ersten Nachmittag lernen die Kinder, eine technische Zeichnung zu lesen, am zweiten probieren sie Metallbearbeitungstechniken aus, Bohren oder Stempeln zum Beispiel. Danach geht es an eine echte CNC-Maschine, bevor es am vierten Nachmittag um Elektrotechnik geht. Dann wird eine Platine bestückt und gelötet. „Die meisten machen als Leuchtbild ein Kreuz oder ein Herz, aber auch Buchstaben sind sehr beliebt“, erzählt Kuhn. Aus allen Einzelprodukten montieren die jungen Tüftler am fünften Termin zuletzt ihren persönlichen LED-Strahler. „Wichtig ist, dass die Kinder ein fertiges Produkt mit nach Hause nehmen können. Das können sie dann der ganzen Familie stolz vorzeigen und als Erinnerung in ihr Zimmer stellen“, erklärt Kuhn. Überhaupt sind der Vorzeige- und der „Memory“-Effekt“ fast so wichtig wie der Spaß an der Arbeit. Deshalb erhalten alle Teilnehmer ein Zertifikat und viel Lob.
„Wir legen Wert darauf, dass alle ausgiebig geehrt werden“, sagt Kuhn. Schließlich sollen die Kinder in ihren Talenten und in ihrem Selbstwertgefühl gestärkt werden. „Ich kann das !“ und „das macht Spaß“, lauten ja schließlich die Lernziele. Und wenn das Werkstück und das Zertifikat lange genug das Kinderzimmer zieren, dann fällt ihnen der Name „Index“ sicher auch ein, wenn es an die Bewerbung um einen Ausbildungsplatz geht.
Zwar kommen die Kinderbiennale-Kinder erst langsam in das Bewerbungsalter, dass die Idee funktioniert, zeigen die Girls’ Day-Mädchen, die inzwischen bei Index eine Ausbildung machen. Marie Rößler und Jana Erfle zum Beispiel. Als die beiden 2014 in der 7. Klasse waren, durften sie bei Index ein „Herz für Technik“ herstellen – ähnlich wie das Kinderbiennale-Programm, allerdings auf einen Tag komprimiert. Als es nach Abi beziehungsweise Mittlerer Reife um die Ausbildung ging, war der Esslinger Maschinenbauer bei beiden erste Wahl: „Index ist mir im Kopf geblieben“, erinnert sich Marie Rößler. „Gott sei Dank“, lacht Kuhn.
Inzwischen betreuen beide junge Frauen Gruppen bei der Kinderbiennale und am Girls’ Day – und lernen ihrerseits von den Kindern: „Was die alles für Fragen stellen“, staunt Rößler – freut sich, dass sie beim Erklären noch einmal ihr eigenes Wissen festigt.
Dass die beiden Frauen Feuer gefangen haben, sieht man auch daran, dass sie auf die Industriemechanikerin noch die Industrieelektrikerin aufsatteln. Wie reagiert das Umfeld auf ihre MINT-Karrieren? Jana Erfle hat einige Freundinnen, die eine technische Ausbildung machen, und findet es „cool“, dass sie sich mit ihnen über die Arbeit austauschen kann. Freilich treffen beide auch immer wieder auf überraschte Gesichter, doch die Resonanz sei durchweg positiv. Würden sie einer kleinen Schwester oder Cousine raten, denselben Weg zu gehen? „Definitiv“, sind sie sich einig. Und Kuhn ruft spontan „gerne, her damit!“