„Das Künstlermanagement ist ein sehr anspruchsvoller Beruf“

TV-Moderatorin Frauke Ludowig
Für die TV-Moderatorin Frauke Ludowig ist der Artist-Manager „ein wichtiges Angebot, das die Branche dringend braucht“. © Allure The Agency
Der Bedarf an Künstlermanagern steigt, doch es fehlen gut ausgebildete Fachkräfte. Ein neuer IHK-Zertifikatslehrgang soll das ändern.
Sylvia Rollmann
Sylvia Rollmann
Freie Journalistin © Karin Maigut

Jeanette Okwu weiß, worauf es beim Influencer Marketing ankommt. Seit ­Jahren bringt sie Unternehmen, die auf Instagram, TikTok & Co. für ihre Marken werben wollen, mit geeigneten Influencern zusammen. Die Inhaberin der Agentur BEYONDinfluence kennt die Stars und Sternchen der Social-­Media-Szene – und die Herausforderungen, mit denen Talente zu kämpfen haben, wenn sie ihr Hobby zum Beruf machen. „Was nach Spaß und Leichtigkeit aussieht, ist viel Arbeit. ­Influencer zu sein, heißt auch ­Unternehmer zu sein.“

Jeanette Okwu kennt die Stars und Sternchen der Social-­Media-Szene.
Kennt die Stars und Sternchen der Social-­Media-Szene: ­Jeanette Okwu. Die Berlinerin hat sich in Köln auf ihre Tätigkeit als Artist Managerin vorbereitet und sieht sich gut gerüstet für neue Aufgaben © BEYONDinfluence

Viele Internet-­Akteure suchen sich professionelle Unterstützung. Auch Okwu bekommt zahlreiche Anfragen und will noch in diesem Jahr ihr eigenes Künstlermanagement gründen. „Für diese Arbeit braucht man seriöses Grundwissen – allein schon zur Rechtslage“, sagt die Berlinerin. Um den neuen Geschäftsbereich auf ein solides Fundament zu stellen, besuchte sie den deutschlandweit ersten IHK-Zertifikatslehrgang zum/zur Artist Manager/in in Köln.

Artist Manager steuern den ­Erfolg von Prominenten – künstlerisch wie geschäftlich. Sie akquirieren Jobs, verhandeln Verträge, sorgen für ­Auftritte und Aufmerksamkeit – ganz gleich, ob Musiker, Profisportler oder Kunstschaffender. „Bis auf wenige große Managements, die Mitarbeitende über ein Volontariat an den Beruf heranführen, gab es bisher keinerlei Fort- oder Ausbildung in diesem Bereich. Learning by doing war die einzige Form, den Beruf zu ­erlernen“, erklärt Deborah Salamon, Head of Artist Management beim ­Kölner Künstlermanagement BWM Communications. Sie ­leitet den neuen IHK-Lehrgang, bei dem Teilnehmende nun innerhalb von acht Präsenztagen das Rüstzeug erhalten, um als Künstlermanager tätig werden zu können.

Wir vermitteln aus der Praxis, was für einen Berufseinstieg, eine Umschulung oder die weitere Professionalisierung als Artist Manager relevant ist.

Deborah Salamon, Head of Artist Management bei BWM Communications und Leiterin des neuen IHK-Lehrgangs
Deborah Salamon, Head of Artist Management bei BWM Communications und Leiterin des neuen IHK-Lehrgangs
„Learning by doing“ sei bisher die einzige Form gewesen, den Beruf zu erlernen. Deborah Salamon von BWM Communications leitet den neuen IHK-Lehrgang © Rainer Holz

In fünf Modulen vermitteln Fachdozenten die allgemeinen Grundlagen des Künstler­managements, kaufmännisches und juristisches Wissen sowie Wissenswertes aus den Bereichen Influencer Marketing, Werbung, PR und der deutschen TV-Landschaft. Auch Best Practices sind Teil des Lehrplans. „Wir vermitteln aus der Praxis, was für einen Berufseinstieg, eine Umschulung oder die weitere Professionalisierung als Artist Manager relevant ist“, versichert Deborah Salamon. Auch Künstler, die einen Teil ihrer Managementarbeit selbst erledigen wollten, könnten vom Lehrgang profitieren. Nach bestandener Abschlussprüfung attestiert ein IHK-Zertifikat die erfolgreiche Weiterbildung und fachliche Qualifikation.

Entwickelt wurde das ­Angebot von BWM Communications in Zusammenarbeit mit der IHK Köln, dem Bildungsinstitut „bm – bildung in medienberufen“ und der Kanzlei für Medienrecht Fischer & Partner. Entstanden ist eine Weiterbildung, für die es aus Sicht von BWM gute ­Gründe gibt. „Insbesondere der Bereich Influencer Marketing ist aufgrund der vielen neuen ­Akteure mit dem Wilden Westen zu vergleichen. In der Branche sind viele unqualifizierte Artist Manager unterwegs, das hören wir auch von Kunden. Deshalb möchten wir einen Beitrag leisten, um das Berufsbild zu schärfen und mehr gut ­ausgebildete Fachkräfte in der Branche zu etablieren“, so Salamon.

Die Medienentwicklung habe dazu geführt, dass immer mehr Personen auf professionelle Unterstützung angewiesen seien. Der Bedarf an Künstlermanagern steige rasant, und die Anforderungen an den Beruf hätten sich verändert. „Die Arbeit ist viel schnelllebiger und intensiver geworden“, sagt Salamon. „Es sind viele Aufgaben dazu gekommen, und die Fähigkeiten, die ein Manager mitbringen muss, sind nun deutlich umfassender.“ Umso wichtiger sei es, das Berufsbild zu professionalisieren und Standards zu setzen.

Das Künstler­management ist ein sehr anspruchsvoller Beruf. Es bedarf professioneller Strukturen und gut ausgebildeter Leute, die das Handwerk wirklich beherrschen.

Frauke Ludowig, TV-Moderatorin

So sehen es auch ­Prominente wie Frauke Ludowig. Für die TV-Moderatorin ist der Zertifikatslehrgang „ein wichtiges Angebot, das die Branche dringend braucht“. Seit 16 Jahren wird die Journalistin von BWM betreut, und sie beobachtet mit Sorge, dass „selbsternannte Manager ohne jegliche Qualifikation den Social-Media-Markt fluten“. Ludowig – Gesicht des RTL-Magazins „Exclusiv“ und selbst Medienprofi – weiß aus eigener Erfahrung: „Das Künstlermanagement ist ein sehr anspruchsvoller Beruf. Es bedarf professioneller Strukturen und gut ausgebildeter Leute, die das Handwerk wirklich beherrschen.“ Bruder oder Ehefrau zu sein, reiche nicht aus, um dieser Tätigkeit gerecht zu werden.

Jeanette Okwu ist gut vorbereitet, um ihr Künstlermanagement an den Start zu bringen. „Für mich waren vor allem die kaufmännischen und juristischen Module aufschlussreich, in ­denen es um Urheber- und Nutzungsrechte oder die Bepreisung von Aufträgen ging“, sagt sie nach erfolgreicher Teilnahme an der IHK-Weiterbildung in Köln. Auch der direkte Austausch mit den Fachdozenten, die über jahre­lange Erfahrung ­verfügten, sei ein Mehrwert des Lehrgangs. „Sie geben einen Einblick in den Beruf, den man sich nicht ­anlesen kann.“


Weiterbildung mit IHK-Zertifikat

Lehrgang: Ob Berufswechsel, Quereinstieg oder Professionalisierung – IHK-Zertifikatslehrgänge bieten Teilnehmenden die Möglichkeit, berufs- und praxisnahes Wissen zu erwerben, vorhandene Kompetenzen anzupassen oder zu aktualisieren. Gemeinsam mit Experten und Praktikern aus der Wirtschaft entwickeln die Kammern fortlaufend neue Weiterbildungen, die sich am aktuellen Bedarf von Unternehmen und Branchen orientieren.

Zertifikat: Zertifikatslehrgänge werden zwar regional umgesetzt – die Zertifikate sind jedoch überregional anerkannt. Das IHK-Zertifikat dokumentiert den erfolgreichen Kompetenzerwerb im Zuge der Weiterbildung und hat dank bundesweit einheitlicher Standards eine hohe Akzeptanz in Industrie und Handel.

Artist Manager: Der IHK-Zertifikatslehrgang zum/zur Artist Manager/in ist ein Angebot der IHK Köln. Im Herbst wird es die zweite Auflage der Weiterbildung geben. Geplant ist, den Lehrgang künftig im Hybrid-Format stattfinden zu lassen, damit Interessierte analog oder ortsunabhängig digital teilnehmen können.


Besondere Weiterbildungen

Die IHKs und ihre Bildungszentren helfen mit bedarfsgerechten Lehrgängen und Seminaren. Eine Aufgabe, die an Bedeutung gewinnt – und auch sehr vielfältig ist. ­POSITION stellt in einer neuen Serie eine Auswahl vor. Diesmal : „­Artist Manager/in“.

Weiterbildung Artist Manager/in

Weitere Angebote in den Seminarprogrammen regionaler IHKs und in Datenbanken, darunter im Weiterbildungs-Informations-System (WIS):

wis.ihk.de

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