Die Wirtschaft sorgt sich um die Fachkräfte von morgen. 2020 erreichte die Zahl der neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge einen historischen Tiefstand. Es gilt, junge Talente zu gewinnen und deren Potenzial langfristig zu sichern. „Gesunde und motivierte Mitarbeiter sind die Basis für unternehmerischen Erfolg. Schon in der Ausbildung können wir mit gezielter Gesundheitsförderung dazu beitragen, dass uns diese Ressource lange erhalten bleibt“, sagt Uwe Menzen, Divisionsleiter Bildung bei Currenta.
Als Betreiber des Chemie-Areals „Chempark“ mit Standorten in Leverkusen, Dormagen und Krefeld-Uerdingen bildet Currenta für sich selbst sowie für andere Firmen im Chempark und im Umfeld der Standorte aus. Das Thema Gesundheit ist dabei fester Bestandteil. Mit Unterstützung des Präventionsverbundes der Bayer-Sportvereine und der pronova BKK hat Currenta verpflichtende Gesundheitstage konzipiert und diese auch im Auftrag der Kunden in die Ausbildung integriert. „Für die Azubis beginnt eine neue Lebensphase. Sie haben weniger Zeit für Ausgleich und Bewegung. Viele verpflegen sich nicht mehr so gesund wie zu Hause. Das kann negative Folgen haben“, erklärt Menzen. Auch Drogen, übermäßige Nutzung von Handy oder Computer sowie Stress könnten zum Problem werden. „Wir hören immer wieder, dass der neue Alltag die jungen Menschen an ihre Belastungsgrenze bringt.“
Allein 2021 werden rund 1.900 Azubis aus drei Ausbildungsjahren an den Gesundheitstagen teilnehmen. Fachvorträge und Praxisübungen zu den Themen „Bewegung und Ernährung“, „Lernen lernen und Stressregulation erleben“ sowie „Fasziniert oder süchtig“ sollen das Gesundheitsbewusstsein der Berufsanfänger positiv und nachhaltig beeinflussen, Erkrankungen und Fehlzeiten frühzeitig vorbeugen. Ein Angebot, das Melina Manzke, Fortzubildende zum “Assistant for International Office Management” bei Currenta, nicht mehr missen möchte. „Ich habe viel über die richtige Körperhaltung am Arbeitsplatz gelernt und weiß nun auch, welche Übungen mir in Stresssituationen helfen.“ Davon, so sagt die 22-Jährige, habe sie vor allem während der Prüfungsvorbereitungen profitiert.
Seit Beginn der Corona-Pandemie finden die Gesundheitstage ausschließlich digital statt, sobald möglich, wolle man aber zum Präsenzformat zurückkehren, betont Bildungsleiter Menzen. „Gesundheit ist ein sehr emotionales Thema. Gerade bei jungen Menschen ist der persönliche Kontakt wichtig, um sie zum Mitmachen zu bewegen und Vertrauen zu schaffen.“ Die Vielzahl an positiven Rückmeldungen und eine Weiterempfehlungsquote zwischen 70 und 90 Prozent zeige, dass man mit dem Azubi-Programm auf dem richtigen Weg sei.
Es geht um die Förderung des Einzelnen und die Stärkung des gesamten Unternehmens. „Studien belegen, dass gesunde Mitarbeiter innovativer, motivierter und produktiver sind“, sagt Rüdiger Schüller, Sportwissenschaftler in der Gesundheitsförderung der pronova BKK. Zudem seien Arbeitgeber, die sich gezielt um das Wohl ihrer Beschäftigten kümmerten, attraktiver für potenzielle Bewerber und die bestehende Belegschaft. „Gerade jungen Arbeitnehmern werden Kriterien wie Wertschätzung, ein gutes Betriebsklima und eine erfüllende Tätigkeit immer wichtiger.“
Metastudien zufolge kann ein in betriebliche Gesundheitsförderung investierter Euro bis zu sechs Euro Ertrag bringen. „Doch Unternehmer müssen sich von der Idee verabschieden, dass Prävention zu einem direkt messbaren Return on Investment führt“, erklärt Schüller. Erfolg hätten Maßnahmen nur dann, wenn sie ganzheitlich und nachhaltig seien. „Einzelne Aktionen funktionieren genauso wenig wie ein ganzer Bauchladen an willkürlichen Angeboten. Nur ein individuelles, langfristig angelegtes Konzept zeigt Wirkung“, so der Fachmann. Trotzdem sei Gesundheitsförderung auch für Firmen mit schmalem Budget machbar. „Selbst kleinste Betriebe können gute Programme auf die Beine stellen, wenn sie sich mit anderen zusammentun, sich Zeitaufwand und Kosten teilen.“