„Zeigen, dass Ausbildung cool ist“

Karolin Arndt & Jennifer Wapsa von der Sparkassenversicherung in Erfurt
Sie setzen darauf, Jugendliche im persönlichen Kontakt für eine Ausbildung zu begeistern: Jennifer Wapsa (rechts), Ausbildungsleiterin der Sparkassenversicherung in Erfurt, und Karolin Arndt, die erst kürzlich ihre Ausbildung beendete © Michael Reichel
Dahin gehen, wo die Azubis von morgen sind: Chefs und Lehrlinge wollen mit einem Blick in die Praxis begeistern.
Sebastian Haak
Sebastian Haak
© Michael Reichel

Daniel Quartier hat sie oft gehört, die Vorurteile, die es den Mitarbeitern seines Schnellrestaurants CurryQ gegenüber gibt. Die Männer und Frauen dort, so heißt es, würden nur Pommes in eine Fritteuse werfen. Auch an den Schulen, an denen der Geschäftsführer des in Kleve beheimateten Unternehmens zu Gast war, haben viele Schüler so gedacht. Bis Quartier ein Planspiel mit ihnen gemacht hat. „Das würde ich immer wieder tun“, sagt er.

Auftritte wie die von Quartier in Schulen sind ein Teil einer bewährten Strategie, mit deren Hilfe Unternehmen Nachwuchs finden können. Diese Strategien hören – je nach Region – auf ganz verschiedene Namen. Im Kern geht es aber immer darum, dass Geschäftsführer oder Inhaber von Firmen in die Bildungseinrichtungen gehen und Schülern dort Einblicke in die echte Wirtschaftswelt geben. Sie erklären marktwirtschaftliche Zusammenhänge, Vor- und Nachteile von Selbstständigkeit und was sich hinter Berufsbezeichnungen wie „Fachkraft für Systemgastronomie“ wirklich verbirgt.

In der Regel sei es eine gute Idee, mit solchen Projekten etwa ab der achten Klasse zu beginnen, sagt Jana Heiberger, die beim DIHK das Referat Berufsorientierung leitet. „Je näher die Schüler vor der Entscheidung stehen, welchen Beruf sie ergreifen sollen, desto wirkungsvoller sind solche Projekte zur Nachwuchsgewinnung.“

Daniel Quartier erzählt, er habe mit den Schülern den Einsatz eines Foodtrucks an einer Hochschule durchgespielt. Gemeinsam hätten sie dabei überlegt, wie viel Personal und welche Lebensmittel sie für dessen Einsatz brauchen würden, welche Rolle das Wetter für den Tagesumsatz spiele. „Die Schüler waren extrem aufgeschlossen“, sagt Quartier. Am Ende habe niemand mehr geglaubt, dass seine Mitarbeiter nur geschnittene Kartoffeln in heißes Fett werfen würden. Sie hätten verstanden, wie facettenreich ein Job in seinem Unternehmen sein könne.

Nähe als Vorteil

Für die Fälle, in denen es Hürden gibt, existiert inzwischen eine alternative Strategie, um Erfahrungen aus dem Unternehmensalltag an die Schulen zu bringen: Anders als bei den Bossen als Lehrern ist diese Strategie deutschlandweit eigentlich nur unter einem Namen bekannt: Ausbildungsbotschafter. Dabei suchen nicht Führungskräfte aus Unternehmen, sondern Lehrlinge den Kontakt zu Schülern. Und erzählen aus ihrem Alltag.

Menschen also wie Karolin Arndt, die vor wenigen Wochen ihre Ausbildung zur Kauffrau für Versicherungen und Finanzen bei der Sparkassenversicherung in Erfurt abgeschlossen hat. Sie hat kein Planspiel mit den Schülern veranstaltet, sondern einen Vortrag über ihren Berufsalltag gehalten und anschließend Fragen – zum Beispiel: „Warum hast Du Dich für eine Ausbildung statt für ein Studium entschieden?“ – beantwortet.

Ausbildungsbotschafterin Karolin Arndt
Ausbildungsbotschafterin Karolin Arndt © Michael Reichel

„Ich war noch nicht so weit weg von der Situation, in der die Schüler waren.“

Karolin Arndt, Ausbildungsbotschafterin der Sparkassenversicherung Erfurt

Die Ausbildungsleiterin der Sparkassenversicherung in Erfurt, Jennifer Wapsa, hält diese dem Alter geschuldete Nähe zwischen Ausbildungsbotschaftern und Schülern für den größten Vorteil dieses Format. „Das ist Kommunikation auf Augenhöhe“, sagt sie. „Das kennen wir auch aus Marketingmaßnahmen, dass so etwas sehr erfolgreich ist.“

Wie Quartier würde deshalb auch Wapsa immer wieder auf den persönlichen Kontakt zwischen Wirtschaft und Schülern setzen, um die Jugendlichen für bestimmte Berufsbilder zu begeistern. Wapsa sagte: „Das ist eine tolle Gelegenheit, ihnen zu zeigen, dass Ausbildung cool ist.“

„Wirtschaft in der Schule“ – Tipps für den Besuch im Klassenzimmer

Unternehmergeist in die Schule bringen, ein authentisches Unternehmerbild vermitteln, Möglichkeiten einer dualen Berufsausbildung aufzeigen, ökonomische Bildung und praxisnahe Berufsorientierung fördern, Fachkräfte von morgen kennenlernen: Für Unternehmer gibt es reichlich gute Gründe, in die Schulen zu gehen. Viele IHKs unterstützen dies mit Angeboten wie „Unternehmen machen Schule“ oder „Bosse als Lehrer“.

Damit der Besuch im Klassenzimmer zum Erfolg wird, will er jedoch gründlich vorbereitet sein. Der DIHK-Ratgeber „Wirtschaft in der Schule“ bietet wichtige Tipps rund um das Herstellen und Halten des Kontakts mit der Schule, zum Vorgespräch mit der Lehrkraft und natürlich zur Vorbereitung und Durchführung des Schulbesuchs – Themenvorschläge inklusive.

Der Leitfaden ist beim DIHK-Verlag unter www.dihk-verlag.de.

Ansprechpartnerin beim DIHK

Jana Heiberger
Berufsorientierung, Berufsschule & MINT Förderung

Tel.: +49 30 20308-2513
E-Mail: heiberger.jana@dihk.de

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