Sie sind Coach und Besitzer des schwarzen Gürtels in Karate. Wie passt das zusammen?
Ich schiebe an und ich bewege. Natürlich gehört dazu auch, Niederlagen anzuerkennen und sie als das zu verstehen, was sie sind – Ereignisse, aus denen man lernen kann. All das erlebe ich in beiden Bereichen. Außerdem brenne ich für beides. Der Sport zeigt einem, dass es keinen Stillstand gibt. Genauso ist das Leben immer ein Auf und Ab, man muss sich immer wieder selbst auf den Prüfstand stellen, sich weiterbilden. Ich beschäftige mich schon länger mit den neusten Erkenntnissen des Sportcoachings und Mentaltrainings. Diese nutze ich für meine Veranstaltungen zur Teambildung.
Profitieren davon auch Ausbilder?
Ja. Denn eine Ausbildung ist immer auch eine Charakter- und Lebensschule – übrigens über die dreijährige Ausbildung hinaus. Wenn jemand sagt, dass er in drei Jahren den schwarzen Gürtel machen möchte, dann ist das genauso unrealistisch, als wenn jemand direkt nach seiner Ausbildung den Meister machen möchte. Ein Ausbilder ist daher eine ganz wichtige Figur: Er ist Vertrauensperson, Trainer und Motivator, der von vornherein klar macht, dass „noch kein Meister vom Himmel gefallen ist“. Und dass es immer wieder neue Qualitätsstufen gibt, die man durch viel Üben erreichen kann. Aber auch, dass sich dieser lange Weg lohnt, weil man so bessere Zukunftsaussichten hat.
Auch Ausbilder entdecken sich oft noch einmal neu…
Das kann ich aus eigener Erfahrung bestätigen. Kampfsport erlebe ich als Trainer neu. Es reicht nicht mehr aus, nur gut in meinem Sport zu sein. Ich muss ihn auch erklären, vermitteln können. Ich kann etwas, aber ich muss es übersetzen. Die gleiche Erfahrung habe ich als Coach gemacht. Mehr als 600 Vertriebler habe ich bereits begleitet. Dort habe ich das Verkaufen noch einmal neu gelernt. Auch bei der Gründung unseres Rhetorik-Clubs in Cottbus war es dasselbe. Wieso sollte es in einem Unternehmen anders sein! Daher ist die Tätigkeit des Ausbilders grundsätzlich sehr spannend. Er muss präsent sein, Charakter zeigen. Er muss greifbar und nicht perfekt sein. Perfekt ist langweilig.
Welche Fähigkeit sollten Ausbilder auf jeden Fall mitbringen?
Man muss Begeisterung wecken und motivieren können. Das ist nicht immer leicht – gerade am Anfang müssen viele Sachen wiederholt und trainiert werden. Zugegeben: Das ist manchmal langweilig. Aber die Grundlagen sind die Basis, die Seele eines Berufs. Und die Voraussetzung für Erfolg. Hierbei spielt die Grundenergie des Ausbilders eine entscheidende Rolle. Ich finde es aber genauso wichtig, Fehler zuzugeben. Das hat etwas mit Greifbarkeit zu tun. Ausbilder sollten auch Prioritäten setzen. Das hat etwas mit Klarheit zu tun. Außerdem sollte ich Lösungen anbieten, anstatt auf Problemen herumzureiten. Und ganz wichtig: Auch vermitteln, dass es ein hohes Gut ist, einen Beruf zu erlernen.
Wie lösen Ausbilder festgefahrene Situationen? Haben Sie einen Tipp?
Nicht nur in Krisensituationen sollte man sein Tun hinterfragen, sondern permanent. Nicht weil man unsicher ist, sondern um zu wissen, wo man steht. Versuchen Sie es doch mal mit Filmunterschriften: Ist die derzeitige Situation ein Trauerspiel, ein Drama oder ein Lustspiel? Im Übrigen projizieren „schwierige“ Azubis oftmals ihre Probleme auf die Ausbilder. Das kann auch umgekehrt passieren. Dieses gegenseitige Projizieren bringt aber nichts. Eher ein Perspektivwechsel: Ausbilder sollten schwierige Azubis als ihre Trainer betrachten. So verfahre ich auch als Karate-Trainer.
Fünf Tipps für Ausbilder
- Nicht für die Ausbildung, sondern für das Leben lernen wir. Vermitteln Sie das Ihren Azubis!
- Die Ausbildung findet nicht nur auf fachlicher Ebene statt. Sie ist auch Charakterbildung. Beherzigen Sie dies!
- Regeln schaffen einen einheitlichen Rahmen für alle. Achten Sie darauf, dass diese eingehalten werden!
- Seien Sie offen und ehrlich zu Ihren Azubis. Das macht Sie als Ausbilder authentischer und „greifbarer“!
- In einer Ausbildung geht es nicht nur um den Einzelnen, es geht vor allem um die Gemeinschaft. Schaffen Sie den Raum dafür!