Seit August 2021 muss der Umgang mit digitalen Techniken in alle Ausbildungsordnungen einfließen. Das gibt die Standardberufsbildposition „Digitalisierte Arbeitswelt“ vor. Um diesen Anspruch zu erfüllen, müssen Ausbilderinnen und Ausbilder sich damit befassen, dass die Digitalisierung kontinuierlich weitere Entwicklungen mit sich bringt – etwa in der Gestalt von Künstlicher Intelligenz (KI): „KI ist ein weiterer Schub, der viele Berufe betreffen wird“, sagt Heike Krämer, die beim Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) für die Berufe der Medien- und Kommunikationswirtschaft, der Druck- und Papierindustrie sowie der Veranstaltungswirtschaft zuständig ist. Insgesamt steige durch die Digitalisierung der Anspruch an die Ausbildung.
Als Vorreiter gilt dabei die Druckbranche. „Die Druckbranche war schon immer hochtechnologisch und stark automatisiert“, sagt Stefan Mail, Geschäftsführender Gesellschafter der Mail Druck + Medien GmbH. Er ist unter anderem aktiv im Berufsbildungsausschuss und in den Prüfungsausschüssen der IHK Ostwestfalen zu Bielefeld für die Berufe Mediengestalter Digital und Print und Medientechnologe Druck: „Bei uns ist ständige Veränderung der Standard.“
›› Die Druckbranche war schon immer hochtechnologisch und stark automatisiert. ‹‹
Stefan Mail, Geschäftsführender Gesellschafter der Mail Druck + Medien GmbH
Ausloten, was die Branche braucht
So gebe es zwischen den großen Neuordnungen der Berufe öfter Teilverordnungen zur Aktualisierung der Berufe. Dabei profitiere die Branche von einer Besonderheit, nämlich dem Zentral-Fachausschuss Berufsbildung Druck und Medien (ZFA). Dieser Zusammenschluss des Bundesverbandes Druck und Medien (bvdm) und der Gewerkschaft ver.di Medien, Kunst und Industrie diskutiert den Wandel und den Bedarf der Branche sowie die Frage, welche Anpassung der Berufsbilder dadurch nötig wird.
Ganz neu gibt es seit 2023 das Berufsbild „Gestalter/in für immersive Medien“, das sich mit virtuellen Welten befasst, die beispielsweise zu IT- und Marketingzwecken oder für Spiele erschaffen werden. Die Differenzierung der Berufsbilder hat in der Druckbranche schon früh begonnen, sagt Mail: „Unser Unternehmen hat KI seit 2019 im Einsatz“, und auch den Medientechnologen Druck habe er bereits vor 30 Jahren nicht nur für Offsetverfahren ausgebildet, sondern auch für Digitaldruck.
Entwicklungen aktiv mitgestalten
Die Druckbranche war von der Digitalisierung besonders früh betroffen, ist aber exemplarisch für viele, sagt Heike Krämer: „Alle Berufe im dualen System sind jetzt gehalten, das Thema Digitalisierung mit aufzunehmen und zu vermitteln.“ Abseits der fachlichen Komponente spricht sie an, dass die Digitalisierung auch den gelebten Alltag verändert, was Ausbilderinnen und Ausbilder ebenfalls berücksichtigen sollten: „Wenn Auszubildende im Homeoffice tätig sind, erfordert das eine andere Art von Betreuung.“ Neben einer klaren Struktur bezüglich der Homeoffice-Tage empfiehlt sie: „Immer dafür Sorge tragen, dass bei Nachfragen eine ausbildende Person erreichbar ist!“
Ausbildenden, die am Puls der Zeit sein möchten und gerne mitgestalten, in welcher Weise die Digitalisierung ihre jeweilige Branche prägt, rät sie, selbst aktiv zu werden – entweder durch das Engagement in Verbänden oder durch aktives Ehrenamt in den Prüfungsausschüssen der Industrie- und Handelskammern.