Warum scheitern viele Menschen bei der Umsetzung gesünderer Verhaltensweisen – obwohl sie genau wissen, was gut für sie wäre?
Wir wissen oft, was wir tun sollten, aber nicht, wie wir es dauerhaft umsetzen. Das ist das klassische Umsetzungsdilemma. Vor allem bei Stressverhalten : Wir nehmen uns vor, regelmäßig Pausen zu machen oder den Kalender zu entlasten und fallen trotzdem zurück in alte Muster.
Wie wollen Sie das mit KI ändern?
Wir haben einen Prototyp entwickelt, den „KI-Coach-Work-Health“. Er basiert auf der Methode des Rückfallmanagements, die ursprünglich aus der Suchtprävention stammt. Im Zentrum steht ein Rückfallplan : Man analysiert typische Auslöser, entwickelt Strategien und erkennt Frühwarnzeichen. Die KI hilft dabei, Muster zu identifizieren und individuelle Gegenstrategien zu entwickeln.
Wie funktioniert das konkret im Alltag?
Stellen Sie sich vor, ein Ausbilder nimmt sich vor, mittags eine Pause zu machen. Wenn aber der Kalender überläuft oder To-do-Listen ausufern, fällt die Pause aus. Der KI-Coach fragt gezielt nach diesen Vorboten, also kleinen Anzeichen, bevor der Rückfall passiert. Die Führungskraft trainiert dann, diese Vorboten zu erkennen und zu stoppen. Wie Schilder auf einer Autobahn, die zur Vorsicht mahnen.
Was unterscheidet Ihre App von klassischen Gesundheits-Tools?
Viele Apps erinnern nur: Trink mehr Wasser, mach eine Pause. Unser Ansatz geht tiefer. Er verbindet psychologisches Wissen mit digitaler Unterstützung. Die KI ist dabei kein Berater, sondern ein Impulsgeber. Sie hilft, in einem strukturierten Reflexionsprozess individuelle Verhaltensmuster zu verändern. Entscheidend ist jedoch die eigene Motivation plus ein Rückfallplan, nicht ein kluger Algorithmus.
Wie lange dauert so ein Prozess?
Im Idealfall acht Wochen. In dieser Zeit trainiert man, Vorboten zu erkennen, Rückfallpläne umzusetzen und neue Verhaltensroutinen zu verankern. Man kann das allein machen oder bei Bedarf durch persönlichen Kontakt ergänzen.
Was empfehlen Sie Unternehmen, die Interesse haben?
Wir suchen aktuell Betriebe, die den Prototyp weiterentwickeln möchten, etwa im Rahmen des betrieblichen Gesundheitsmanagements. Wer Interesse hat, kann sich direkt bei mir melden. Es tut sich gerade viel in dem Bereich. Ich meine : Die Zeit für solche Lösungen ist reif.
Zur Person Prof. Dr. Axel Koch
Veränderungspsychologe, Professor für Training & Coaching an der Hochschule für angewandtes Management (HAM) in Ismaning. Arbeitet seit Jahren zu Themen wie Lerntransfer, Stressverhalten und gesunder Führung.Axel Koch ist Projektleiter des Projektes KI-Coach-Work-Health, gefördert vom Bundesministerium für Arbeit und Soziales im Rahmen des Förderprogramms „Civic Innovation“ der Civic Innovation Platform – gemeinwohlorientierte KI-Anwendung mit arbeits- und sozialpolitischem Bezug.