Start mit Spaß und neuen Perspektiven

Hoch hinaus, und das gleich zu Anfang: In Jugendherbergen wird der Übergang von der Schule ins Arbeitsleben zum Erlebnis – wie hier in der Jugendherberge Gemünd Vogelsang
Hoch hinaus, und das gleich zu Anfang: In Jugendherbergen wird der Übergang von der Schule ins Arbeitsleben zum Erlebnis – wie hier in der Jugendherberge Gemünd Vogelsang © DJH-Landesverband Rheinland e.V.
Kick-Offs abseits der Arbeitsstelle legen die Basis für ein gutes Miteinander und fördern Sozialkompetenzen. Gerade eine Generation, die sich im digitalen Raum teils mehr zu Hause fühlt als in der analogen Welt, kann davon profitieren.
Johanna Tüntsch
Johanna Tüntsch
© Klaudius Dziuk

Start mit Spaß und neuen Perspektiven

Kick-Offs abseits der Arbeitsstelle legen die Basis für ein gutes Miteinander und fördern Sozialkompetenzen. Gerade eine Generation, die sich im digitalen Raum teils mehr zu Hause fühlt als in der analogen Welt, kann davon profitieren.

Egal, wie lang die eigene Schulzeit zurückliegt: Fahrten, die man damals gemacht hat, bleiben in der Regel ein Leben lang in Erinnerung. Die fröhliche Stimmung, die bei einer Gruppen­fahrt in einen Kontext außerhalb des Wohn- und Arbeitsalltags entsteht, machen sich auch einige Unternehmen zunutze, um ihren Auszubildenden zu Beginn der Lehrzeit besondere Impulse mitzugeben.

„Wir machen solche Kick-Offs seit Jahrzehnten“, berichtet Rainer Steinkamp, Ausbilder und Teamleiter bei der Evonik Industries AG. Dadurch, dass Evonik die Ausbildung für insgesamt 18 Unternehmen des Chemieparks Marl übernimmt, sind die Gruppen immer groß und vielfältig: Jährlich starten 200 bis 220 junge Leute in verschiedenen Berufsgruppen, repräsentieren zum Teil mehr als zehn Nationalitäten und bilden eine Altersspanne von 15 bis etwa 30 Jahren ab.

Raus aus der „Handywelt“

„Im Ausbildungszentrum kümmern wir uns um die fachliche Orientierung, in Düsseldorf geht es um übergreifende Themen“, skizziert Steinkamp. Denn zu jeder Ausbildung im Chemiepark gehört die Kick-Off-Woche in der Jugendherberge in Düsseldorf. Auch hier wird gelernt und gearbeitet, aber nicht auf klassische Weise. Neben Workshops und Vorträgen über Diversity, Antisemitismus, Nachhaltigkeit, Ideen­management, Mitbestimmung, Arbeitsschutz und Gesundheitscoaching gibt es Outdoor-Teamspiele, abendliches Grillen und andere Freizeitaktivitäten.

„Wir holen die jungen Leute aus ihrer häuslichen Umgebung und ihrer Handywelt heraus“, so Rainer Steinkamp. Immerhin zeige die Erfahrung, dass eine Zeit ohne Handy für viele der heutigen Auszubildenden eine echte Herausforderung sei. In einem Berufsalltag, der den Kontakt mit Gefahrstoffen einschließt, kann sie aber erforderlich sein: „Auch solche Situationen reflektieren wir.“

Gemeinsame Erfahrungen und die Entwicklung von Soft Skills sind wichtige Ergebnisse aus dem Aufenthalt in der Jugendherberge Düsseldorf. Zwar habe diese einen hohen Ausstattungsstandard, „sie kommt einem Hotel gleich“, sagt der Evonik-Teamleiter, andererseits verlange sie den Auszubildenden aber auch ab, dass sie sich auf ungewohnte Situationen einlassen: „Dann ist man tagsüber mit verschiedenen Alters- und Berufsgruppen zusammen, muss seinen Teller nach dem Essen vielleicht zum ersten Mal selbst wegbringen und teilt nachts das Zimmer zu viert mit Menschen, die erst einmal fremd sind.“

›› Nach einem solchen Aufenthalt hat sich die Gruppe gefestigt.  ‹‹

Rainer Steinkamp, Ausbilder und Teamleiter bei der Evonik Industries AG

Neben dem Spaßfaktor bietet ein Kick-Off Raum dafür, einander, aber auch Ausbilderinnen und Ausbilder abseits der Arbeitsstelle kennenzulernen. Bemerkenswert sei die soziale Stabilität, die dabei entstehe, schildert Steinkamp: „Nach einem solchen Aufenthalt hat sich die Gruppe gefestigt.“ Das sehe man umso deutlicher, da man nun den Vergleich mit Jahrgängen habe, die wegen der Corona-Pandemie kein solches Kick-Off erleben konnten: „Wir haben da noch einmal gemerkt, wie wichtig diese Interaktion ist, um ein Wir-Gefühl zu entwickeln.” Es sei einfach ein anderes Event als der Aufenthalt im Betrieb.

Ganzheitliches Grundverständnis entwickeln

Die Unternehmen, die im Chemie­park Marl ansässig sind, legen Wert darauf, in der Ausbildung Weitblick zu vermitteln. In den ersten drei Monaten sei die Ausbildung berufsübergreifend, schildert Steinkamp: „Wir möchten, dass sie ein Grundverständnis, auch für die anderen Berufe, entwickeln.“ In den ersten Tagen erhalten die Auszubildenden ihre Ausstattung, die sie benötigen und lernen das Arbeitsumfeld der Ausbildung kennen. Die zweite Woche verbringen die Auszubildenden dann in der Jugendherberge Düsseldorf. Dass sie für gewöhnlich mit einem Lächeln zurückkommen, wundert Steinkamp nicht: „Wann sonst hat man denn noch einmal die Möglichkeit zu einer Jugendfahrt?“


Mit Erlebnispädagogik Soft Skills stärken

Persönliche Begegnungen, Erlebnisse in der Natur, Teamgeist durch gemeinsame Erfahrungen: Das alles ermöglicht ein Kick-Off, in dem Azubis abseits der späteren Arbeitsstätte in ihre Ausbildung starten. Anlaufstellen bietet zum Beispiel das Deutsche Jugendherbergswerk (DJH) mit verschiedenen modernen Tagungs-Jugendherbergen.

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