„Ich muss strahlen“!

Claus Peter, Gastronom, Hotel Peter
Hat offensichtlich Spaß an seiner Arbeit – und will das seinen Azubis auch zeigen: Claus Peter vom „Peters – das Genusshotel in der Wingst“ © Kirk Dahme
Wie kann man mit kreativen Ideen und ja – auch mit Grünkohl – für mehr Schwung und Spaß in der Lehre sorgen? Claus Peter, leidenschaftlicher Gastronom aus Norddeutschland, hat Tipps für Ausbilder.
Carolin Cremer-Kruff
Carolin Cremer-Kruff
Freie Journalistin

Was ist Ihnen bei der Auswahl Ihrer Azubis wichtig?

Bei mir arbeiten einige Mitarbeiter, die es ihrem Leben aufgrund von unterschiedlichsten Einschränkungen nicht leicht haben. Eine bunte Truppe. Was sie alle gemeinsam haben: Sie sind hoch motiviert, sie haben den Willen, an ihrer Ausbildung zu arbeiten, und sie identifizieren sich zu 100 Prozent mit meinem Betrieb. Das können sie aber nur, wenn sie spüren, dass auch ich als Ausbilder für meinen Beruf brenne. Unser Motto lautet daher seit ein paar Jahren: Mach Dich bunt! Falle auf mit Deinem Ausbildungsangebot, das einzigartig, spannend und vor allem authentisch sein sollte. Mach dich bunt heißt auch: Ich muss strahlen! Ich muss mir etwas Interessantes einfallen lassen – so wie in unserem Fall der Grünkohl-Wettbewerb für Azubis.

Das heißt: Man muss sich als Betrieb ebenso bei den Azubis bewerben?

Ja klar! Nicht warten, bis jemand vor der Tür steht, sondern selbst aktiv werden. Wir arbeiten zum Beispiel eng mit den umliegenden Schulen zusammen. Bei Veranstaltungen rund ums Thema Ausbildung sind immer meine Auszubildenden als Botschafter dabei. Sie machen auch ihre eigene Facebook-Seite „Stufe Eins“. Dort können die Azubis ungefiltert ihre Ausbildungsberufe vorstellen, zeigen, was sie beschäftigt, oder auch schon mal ein bisschen angeben. Außerdem haben wir einen YouTube-Kanal, wo wir unter dem Motto „The Next Generation“ spannende und auch lustige Videos drehen. Übrigens: Wer bei uns zum Vorstellungsgespräch eingeladen wird, bekommt auch von uns eine Bewerbung, die meinen Lebenslauf, meine beruflichen Qualifikationen, eine aktuelle Speisekarte, Presseberichte und unsere Auszeichnungen enthält. Die Einladung zum Vorstellungsgespräch schreibt in der Regel immer ein ehemaliger Auszubildender. Warum das Ganze? Weil ich ein guter Ausbilder bin, und das soll mein Gegenüber ruhig wissen.

„Wer bei uns zum Vorstellungsgespräch eingeladen wird, bekommt auch von uns eine Bewerbung, die meinen Lebenslauf, meine beruflichen Qualifikationen, eine aktuelle Speisekarte, Presseberichte und unsere Auszeichnungen enthält.“

Claus Peter

Die Corona-Krise hat das Gastgewerbe lange Zeit „stillgelegt“. Wie haben Sie in der Zeit Ihre Azubis bei Laune gehalten?

Ich musste erst einmal schauen, dass mir die Azubis in so einer Zeit nicht weglaufen. Man hat auch gemerkt, dass die jungen Leute noch mehr Halt und feste Strukturen brauchten als sonst. Ich habe zum Beispiel gemeinsam mit meinen Azubis das Restaurant renoviert. Außerdem haben wir mit unseren Winzern viele Online-Seminare gemacht. Auch ein Champagner-Tasting war dabei. Das hat das Gemeinschaftsgefühl gestärkt und gezeigt, dass in der Pandemie auch Chancen stecken. Bei unserer Recherche sind wir außerdem auf einen Berufsschullehrer aus Oldenburg aufmerksam geworden, der in seiner Freizeit online Flambierunterricht gegeben hat. Der Berufsschullehrer meiner Azubis hat weiterhin Unterricht in kleinen Gruppen in der Schulküche angeboten. Daran konnten die Schüler freiwillig teilnehmen. Meine Azubis waren jedes Mal dabei und haben so Präsenz gezeigt!

Wie schaffen Sie es, die unterschiedlichen Bedürfnisse Ihrer Azubis unter einen Hut zu bringen?

Ganz einfach: Indem wir miteinander reden. Meine Azubis wissen, was ich von ihnen erwarte. Gleichzeitig erhält jeder aber auch den Raum, den er benötigt. Aktuell habe ich zum Beispiel eine Auszubildende, die sehr sensibel auf Lärm und Hektik reagiert und aufgrund dessen schnell überfordert ist. Mit ihr habe ich einige „Notfallpläne“ entwickelt. Wenn es ihr in der Küche zu laut wird, dann darf sie sich ihre Kopfhörer aufsetzen. Wenn gar nichts mehr geht, dann soll sie als Zeichen nur ihre Hand auf meinen Unterarm legen, dann weiß ich: Escape! Ich lerne ja durch solche Erfahrungen auch dazu.

Bekommt bei Ihnen also jeder eine Chance?

Ich würde es so formulieren: Bei mir bekommt auch jemand eine Chance, der nicht den geradesten Weg gegangen ist, der aber dafür hoch motiviert ist. Bei mir wird genauso hart gearbeitet wie anderswo, und die Arbeit sollte natürlich zu einem Azubi passen. Trotzdem gebe ich jedem den Freiraum, den er braucht. Und ganz nebenbei: Die Arbeit macht viel mehr Spaß, wenn unterschiedliche Menschen mit an Bord sind! Und das gilt nicht nur für die Restaurantküche.

„Bei mir bekommt auch jemand eine Chance, der nicht den geradesten Weg gegangen ist, der aber dafür hoch motiviert ist.“

Claus Peter

Fünf Tipps des Ausbilders Claus Peter für Ausbilder

  1. Mach Dich bunt! Falle mit Deinem Ausbildungsbetrieb auf und zeige, was Dich einzigartig macht.
  2. Setze auf Diversität! Je unterschiedlicher die Azubis sind, desto mehr können sie voneinander lernen!
  3. Nutze das Potenzial Deiner Azubis! Sie sind die perfekten Botschafter im Ausbildungsbereich.
  4. Traue Deinen Azubis etwas zu! Gib ihnen den Raum, den sie brauchen. So wächst das Vertrauen, was auch zu einer harmonischen Arbeitsatmosphäre beiträgt.
  5. Lerne von Deinen Azubis! Junge Menschen haben oft andere Ideen – ein großer Schatz für jedes Unternehmen!

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