Herr Schweizer, Sie haben Abitur gemacht, kurz studiert, doch dann das Studium abgebrochen und eine Ausbildung zum Logistiker gemacht. Das klingt zunächst nach einer recht bodenständigen Entscheidung und wenig nach Nervenkitzel, oder?
Die Ausbildung war tatsächlich ein Abenteuer, spannend und gut bezahlt. Denn ich war schon bald direkt dem Verwaltungsratsvorsitzenden einer großen internationalen Speditionsorganisation unterstellt – und der setzte mich überall da ein, wo andere nicht hinwollten. In Afrika und Beirut habe ich während des Bürgerkrieges als Logistiker gearbeitet und dabei alles gelernt, was mir in meinem späteren Leben so sehr geholfen hat. Im Vergleich dazu erschien mir der Hörsaal der heimischen Uni weniger spannend.
Bekannt geworden sind Sie dann als Abenteurer und Stuntman. Inzwischen sind Sie selbst Unternehmer. Bieten in der Jochen Schweizer Unternehmensgruppe Ausbildungsplätze an. Worauf legen Sie dabei Wert?
Ich lege Wert auf die klassischen Tugenden. Fleiß, Loyalität zur Marke, die Bereitschaft, sich wirklich anzustrengen, und das Streben nach operativer Exzellenz.
Was können Sie anderen Ausbildern mit auf den Weg geben, um mehr Action in die Ausbildung zu bringen?
Das ist in unserem Fall ausgesprochen einfach – sitzen wir als Unternehmensgruppe quasi an der Quelle. Unsere Eventabteilung lässt sich immer wieder kleine Events einfallen. Das lässt sich als kleineres Unternehmen natürlich auch im kleineren Rahmen umsetzen und zusammen mit externen Dienstleistern organisieren. Unseren Mitarbeitern und damit auch den Azubis bieten wir all das, wofür wir als Marke stehen: einzigartige Erlebnisse. Bei uns haben sie nicht nur die Möglichkeit, dazu zu beraten, sondern diese auch selbst auszuprobieren.
Wie kann man seinen Azubis Mut machen, sich eben auszuprobieren und auch mal etwas zu wagen?
Es gibt neue Situationen, die man als Herausforderung begreifen kann und auch begreifen muss. Um am Ende an ihnen zu wachsen. Gerade dazu ist auch eine Ausbildung da – um als junger Mensch aus Herausforderungen zu lernen und zu wachsen. Wer etwas riskiert, kann verlieren, aber wer nichts riskiert, verliert garantiert. Chance und Unsicherheit bedingen sich gegenseitig. Das Eine kommt nicht ohne das andere. Wer die Chance sucht auf Wandel und Wachstum, der muss die Unsicherheit akzeptieren. Und wer die Unsicherheit akzeptiert, der kann Fehler machen und ja, er kann auch scheitern. Und wenn das passieren sollte, dann kommt es alleine darauf an, wie man mit dem Scheitern umgeht. In Wahrheit gibt es kein Scheitern.
Wie wichtig ist es dabei, Azubis Freiheiten zu geben?
Sehr wichtig, aber innerhalb klar definierter Leitplanken. Eines ist aber sicher: Wenn man sie einsperrt, die Freiheit – dann ist sie weg.

Fünf Tipps für mehr Action in der Ausbildung – von Jochen Schweizer
Erlebnisse schaffen:
Gemeinsame Aktionen stärken das Zugehörigkeitsgefühl – sei es ein Ausflug in den Hochseilgarten oder ein Abend am Lagerfeuer.
Gemeinsam wachsen:
Nehmen Sie sich als Ausbilder dabei nicht zurück, sondern packen Sie mit an und begegnen so Ihren Azubis auf Augenhöhe.
Mut machen:
Bestärken Sie Ihre Lehrlinge dabei, die Ausbildung auch als Zeit in ihrem Leben zu nutzen, um sich auszuprobieren und weiterzuentwickeln.
Sicherheit geben:
Ein Bungeesprung ist nur machbar, wenn alle Sicherheitskriterien erfüllt sind. Schaffen Sie auch für die Ausbildung sichere Leitplanken.
Ängste (ernst-)nehmen:
Nicht jeder ist fürs Abenteuer gemacht. Respektieren Sie als Ausbilder, wenn andere Unsicherheiten haben und nicht alles mitmachen wollen.