„Damit sich Menschen mit ausländischen Wurzeln hier verwurzeln“

Annette Krumrey arbeitet als General Manager im Vienna House Thüringer Hof Eisenach
Annette Krumrey arbeitet als General Manager im Vienna House Thüringer Hof Eisenach © Michael Reichel
Azubis aus anderen Ländern erfolgreich in Deutschland integrieren: Wie es gehen kann, zeigt ein Hotel aus dem ländlichen Mitteldeutschland. Die Konkurrenz durch Großstädte mit migrantischen Communities ist groß. Die neue „German Professional School“ in Thüringen setzt hier an und will den Bewerberpool verbessern.
Sebastian Haak
Sebastian Haak
Freier Journalist © Michael Reichel

Dass Vielfalt ein Gewinn sein kann, erlebt Annette Krumrey jeden Tag. Mit dem „Vienna House by Wyndham Thüringer Hof Eisenach“ führt sie ein traditionsreiches Hotel in der Stadt, über der die Wartburg thront. Etwa ein Drittel der 57 Mitarbeiter dieses Hauses hat einen Migrationshintergrund. Heute würde ohne sie kaum etwas funktionieren.

Insbesondere in der Hotellerie sei dies von Vorteil, weil somit mehrsprachiger Umgang mit den internationalen Gästen gepflegt werden könne. Darüber hinaus würden sich unterschiedliche kulturelle Erfahrungen oft auch positiv auf das Klima innerhalb eines Unternehmens auswirken und „ein offenes und respektvolles Miteinander“ fördern, sagt Krumrey.

Es ist deshalb keine große Überraschung, dass Krumrey in den nächsten Monaten auch Praktikanten der „German Professional School“ (GPS) aufnehmen will. Auf Initiative der Landesregierung hat die GPS dieses Jahr an vier Standorten begonnen, Auszubildende aus dem Ausland für den Thüringer Ausbildungs- und Arbeitsmarkt zu gewinnen und vorzubereiten. Ziel ist es, Geflüchtete und zukünftig auch Migranten aus Drittstaaten auf eine duale Berufsausbildung in Thüringen vorzubereiten. Dadurch soll ein wesentlicher Beitrag zur Lösung des Fachkräftemangels im Freistaat geleistet werden.

Die jungen Menschen umfassend integrieren

Dass in dieser Schule großer Wert auf die Vermittlung interkultureller Kompetenzen gelegt werde, gefällt Krumrey besonders gut. Damit die jungen Menschen auch nach Abschluss ihrer Ausbildung in ihrem Lehrunternehmen weiterarbeiten wollen, müssen sie in der Region, in der sie ihre Ausbildung gemacht haben, umfassend integriert sein. Sonst wandern sie vor allem aus den ländlichen Gegenden ab in die Großstädte Deutschlands, wo es längst migrantische Communities gibt.

Bis zum September 2026 sollen etwa 1.000 Männer und Frauen die GPS durchlaufen. Angesichts des Fachkräftemangels, sagt Thüringens Wirtschaftsstaatssekretärin Katja Böhler, brauche es Konzepte, um nicht einige Dutzend, sondern Tausende und Abertausende Menschen mit Migrationshintergrund fit zu machen für den deutschen Ausbildungs- und Arbeitsmarkt. „Wir schaffen damit einen Bewerberpool für Unternehmen, die sonst keine Möglichkeit hätten, an Nachwuchs zu kommen“, sagt sie.

Viel Fingerspitzengefühl nötig

An der GPS lernen die Schüler nicht nur Deutsch, Alltagssprache und auch Fachsprache. Sie werden auch mit dem politischen und gesellschaftlichen System in Deutschland vertraut gemacht, mit deutschen Werten wie etwa Pünktlichkeit und der Tatsache, dass in Deutschland auch Frauen Chefs sein können. Die Präsidentin der GPS, Katrin Langer, formuliert den Anspruch dieser Einrichtung so: „Wir wollen erreichen, dass Menschen, die ausländische Wurzeln haben, sich hier verwurzeln können.“

Dass zu diesem Vorsatz viel Fingerspitzengefühl gehört, das weiß auch Krumrey sehr genau. Sie lebt das in ihrem Hotel jeden Tag. Die Vermittlung deutscher Werte müsse sensibel und respektvoll erfolgen, „ohne die kulturelle Identität der jungen Menschen zu negieren“, sagt Krumrey. So könnten sowohl die Migranten als auch die deutsche Gesellschaft von einem respektvollen und harmonischen Miteinander profitieren.

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