Wenn es einen Corona-kritischen Punkt bei Dietzel Hydraulik gibt – ein Unternehmen, wo man so viel für den Infektionsschutz tut –, dann ist es die Parkbank. Weil die Verlockung für viele Auszubildende eben doch groß ist, sich dort in der Pause niederzulassen. Auch dann, wen schon zwei andere Lehrlinge dort sitzen. „Da muss ich tatsächlich öfter mal einschreiten“, sagt Mike Anders, der Ausbildungsleiter des Unternehmens, das seinen Hauptsitz im ostthüringischen Beerwalde hat. Eine kurze Erinnerung an „die Jungs“, wie Anders seine Auszubildenden nennt, dann halten sie den Abstand meistens wieder ein.
Und sonst? Immerhin haben bei Dietzel zum Start des neuen Ausbildungsjahres acht neue Lehrlinge ihre Ausbildung begonnen. Mitten in einer globalen Pandemie, die vor allem auch die Wirtschaft vor Herausforderungen stellt, die es jedenfalls in Deutschland seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges nicht mehr gegeben hat.
Klare Ansagen für alle Beschäftigten
„Klar bedeuten die vielen Hygieneregeln einen Mehraufwand, auf den man gerne verzichten würde“, sagt Ramona Bergner, die Personalleiterin des Unternehmens. „Aber an vieles hat man sich inzwischen auch gewöhnt.“
Mitverantwortlich für diese recht positive Einschätzung der Lage ist dabei zweifellos, dass es bei Dietzel ganz klare Ansagen dazu gibt, wie sich alle Beschäftigten mit Blick auf den Infektionsschutz zu verhalten haben; und dass das Unternehmen auch in die entsprechenden Maßnahmen investiert hat – Zeit und Geld gleichermaßen.
So hängen zum Beispiel an Besprechungsräumen Schilder, auf denen angegeben ist, wie viele Menschen sich dort gleichzeitig aufhalten dürfen. Im Inneren mancher Räume stehen mobile, durchsichtige Trennwände, die die Besprechungsteilnehmer voneinander abschirmen. Wo Abstandhalten nicht möglich ist, gilt Mundschutzpflicht. An vielen Punkten im Unternehmen hängen Desinfektionsmittelspender. Letztere regelmäßig zu benutzen, sagt Johannes Bretschneider, sei inzwischen nur noch eine Frage der Gewohnheit. Er wird in dem Unternehmen inzwischen im zweiten Lehrjahr zum Zerspanungsmechaniker ausgebildet.
Überhaupt sind viele Unternehmen offenbar trotz Corona relativ gut ins neue Ausbildungsjahr gestartet. Zwar seien für dieses Lehrjahr insgesamt weniger Ausbildungsverträge geschlossen worden, als im Vorjahr, sagt der Hauptgeschäftsführer der IHK Südthüringen, Ralf Pieterwas. Doch dort, wo ein junger Mensch eine Ausbildung begonnen habe, funktioniere dies ohne größere Störungen. „Die Einführung der pandemiebedingten Hygienestandards hat eigentlich überall gut funktioniert“, sagt Pieterwas.
Dass es trotzdem für viele Unternehmen nicht zuletzt fachspezifische Probleme beim Umgang mit Corona zu lösen gibt, das wiederum zeigt sich auch bei Dietzel Hydraulik. Während Anders nämlich sagt, dass es für Lehrlinge an Maschinen meist nicht sehr schwer sei, die Mindestabstände einzuhalten, erklärt Bergner, für Lehrlinge im kaufmännischen Bereich des Unternehmens sei das anders. Und weil die Mitarbeiter bestimmter Abteilungen nun nicht mehr in einem Zimmer oder auf einem Flur sitzen, um bei einer Corona-Infektion den Komplettausfall einer ganzen Abteilung zu verhindern, „ist es außerdem manchmal für Auszubildende gar nicht so einfach, den richtigen Ansprechpartner zu finden“, sagt Bergner. Doch auch damit habe man sich im Laufe der Zeit arrangiert.
3 Tipps – So halten sich Azubis an Hygieneregeln
Darauf kommt es jetzt laut Ralf Pieterwas, Hauptgeschäftsführer der IHK Südthüringen, an:
- Die Führungskräfte im Unternehmen müssen die Einhaltung der Regeln vorleben. „Wenn Maskenpflicht, dann für alle“, sagt Pieterwas.
- Wenn es zu Verstößen gegen die Regeln kommt, sollten die betreffenden Mitarbeiter umgehend darauf hingewiesen werden.
- Die Hygienebelehrungen regelmäßig wiederholen und dies auch aktenkundig machen.