Zehn Jahre lang war Hossam Ramadan (33) Lokführer bei der ägyptischen Eisenbahn, doch nun macht er gemeinsam mit zwölf anderen Ägyptern eine Anpassungsqualifizierung bei der Deutschen Bahn AG. Im internationalen Qualifizierungszentrum von DB Regio in München lernen Ramadan und seine Kollegen gut ein halbes Jahr lang die Theorie. Bestehen sie die Prüfungen, „gehen sie anschließend in die Zielregionen, um die Praxis zu verinnerlichen“, sagt Christian Wlaschitz, Leiter des Zentrums. Im Sommer 2025 soll die Ausbildung abgeschlossen sein.
Sprachkurse im Heimatland
Der Fachkräftemangel erfordert Personal auch aus dem Ausland. Die Deutsche Bahn bezahlt interessierten Kandidaten etwa Sprachkurse im Heimatland oder stellt für die Zeit der Ausbildung eine Wohnung. „Unterstützung ist der Schlüssel zum Erfolg“, sagt Wlaschitz.
Aus diesem Grund gibt es seit 2015 ein Projekt zur Anerkennungsberatung: ProRecognition. Das an neun Auslandshandelskammern (AHKs) angesiedelte und von der DIHK Service GmbH koordinierte Projekt berät, begleitet und unterstützt ausländische Fachkräfte bereits vor Ort zu allen Fragen der beruflichen Anerkennung – bisher Voraussetzung, um in Deutschland eingestellt werden zu können. Die Interessenten erhalten Antworten zu allen wichtigen Fragen, wie: Habe ich mit meinem Abschluss Chancen auf eine Anerkennung? Welcher ist der passende Referenzberuf meines Abschlusses? Wo und wie stelle ich den Antrag? Welche Dokumente muss ich vorlegen? ProRecognition unterstützt zudem mit Bewerbungstrainings, beim Verfassen von Lebensläufen und bietet interkulturelle Trainings. Damit will das vom BMBF geförderte Projekt die ausländischen Fachkräfte auf das Leben und Arbeiten in Deutschland vorbereiten und ihnen einen berufsadäquaten Einstieg in den Job erleichtern.
7.000 positive Bescheide
„Wir haben schon viel erreicht“, sagt Sabine Kotsch, die Projektkoordinatorin von ProRecognition bei der DIHK Service GmbH. Bis zum 1. Juli 2024 zählten die neun Projekt-Standorte etwa 32.500 Beratungen, rund 9.350 Personen hatten einen Antrag auf Anerkennung gestellt, 7.000 positive Bescheide wurden erlassen. Laut Kotsch arbeiten mindestens 2.250 vermittelte Fachkräfte in Deutschland. „Die tatsächlichen Zahlen sind wahrscheinlich noch höher“, sagt sie. Schließlich beruhen die Angaben auf freiwilligen Rückmeldungen.

Ein positiver Bescheid heißt nicht immer, dass die im Heimatland absolvierte Ausbildung in Deutschland zu 100 Prozent anerkannt wird. Häufig wird daher nur eine sogenannte Teilanerkennung ausgestellt, wonach im Vergleich zum deutschen Referenzberuf viele Fähigkeiten bereits vorhanden sind, aber weiteres Know-how nachträglich erworben werden muss.
Ramadan hatte mithilfe von ProRecognition sein Anerkennungsverfahren bei der IHK FOSA durchlaufen und eine teilweise Anerkennung für seinen ägyptischen Berufsabschluss erhalten. Unterschiede zwischen beiden Ländern gebe es. „In Ägypten fuhren die Züge höchstens 120 Kilometer pro Stunde, hier kommen sie auf 300 km/h. Auch die technische Ausstattung in Deutschland ist moderner, viele Abläufe sind automatisiert – etwa das Schließen der Türen.“ Ramadan ist dankbar. Die Berater von ProRecognition standen ihm bei allen Fragen zur Seite. Auch bei der Beantragung des Visums – ein leidlich bekanntes Nadelöhr. Jetzt freut er sich auf einen baldigen Einsatz als Lokführer in Deutschland. Den Triebfahrzeugführerschein hat er vor wenigen Wochen bereits erhalten. Demnächst geht es an die letzten Prüfungen.
Service
ProRecognition finden Sie im Internet auf der Seite der DIHK Service GmbH unter www.dihk-service-gmbh.de
Direkt zum Projekt gelangen Sie hier.
Weitere Informationen finden Sie auch unter www.anerkennung-in-deutschland.de