So gelingt lebenslanges Lernen

Lernen in der Bibliothek
Man bleibt jung, solange man noch lernen kann. © Elijah Hail
Einige Berufsgruppen sind nur schwer für Weiterbildung zu interessieren. Wie man sie dennoch dafür gewinnen kann – und warum es sich auch in Zeiten voller Auftragsbücher lohnt. Darüber sprach POSITION in einem Interview mit Christoph Kahlenberg vom Personaldienstleister Randstad.
Carolin Cremer-Kruff
Carolin Cremer-Kruff
Textconsultant

Mehr als jeder zweite Arbeitnehmer sieht aufgrund der Digitalisierung eine Qualifikationslücke – und dies auch als drängendes Problem an. Dies sagt das Randstad Arbeitsbarometer aus. Dennoch nehmen besonders Geringqualifizierte noch zu selten Weiterbildungsangebote wahr.

Christoph Kahlenberg
Dr. Christoph Kahlenberg begann seine berufliche Laufbahn im Vertrieb eines großen deutschen Versicherungskonzerns. Seit über zehn Jahren leitet er die Randstad Akademie Arbeitsmarktprojekte. © Randstand

Wie erklären Sie diesen Zustand?

Auf der einen Seite haben wir einen schon seit vielen Jahren robusten Arbeitsmarkt mit einer sehr geringen Arbeitslosigkeit. Die Notwendigkeit einer Weiterbildung ist in solchen Zeiten vielen Arbeitnehmern nicht klar. Das ist verständlich: Denn es geht ihnen ja gut! Das gilt im Übrigen auch für Arbeitgeber: Viele haben volle Auftragsbücher. Der Fokus liegt daher ganz klar darauf, die Arbeit zu erledigen. Oft fehlt dann die Zeit, sich mit Weiterbildungsprogrammen zu beschäftigen, geschweige denn, Mitarbeiter dafür freizustellen.

„Wir müssen Menschen emotional begeistern und weg vom stumpfen Durchackern!“

Christoph Kahlenberg, Leiter der Randstand Akademie für Arbeitsmarktprojekte

Wen sehen Sie in der Verantwortung, das zu ändern?

Sowohl Arbeitnehmer als auch Arbeitgeber müssen initiativ werden. Ein Arbeitgeber zum Beispiel muss die Infrastruktur für lebenslanges Lernen in seinem Betrieb etablieren. Viele Arbeitgeber haben zwar erkannt, dass das Thema auch in puncto Employer Branding ganz zentral ist, sind aber unsicher, welche Weiterbildungsangebote überhaupt die richtigen sind. Da jedes Unternehmen anders ist, kann man hier auch kaum pauschale Tipps geben. Hinzu kommt, dass bestimmte Berufsgruppen nur sehr schwer für Weiterbildungsangebote zu begeistern sind.

Wie könnte es vielleicht dennoch gelingen?

Die Menschen müssen auch über die emotionale Schiene für Weiterbildungsmaßnahmen begeistert werden – weg vom stumpfen Durchackern einzelner Kapitel vor dem Bildschirm mit abschließendem Multiple-Choice-Test hin zu neuen Lerninhalten und -methoden. Eine Alternative wären zum Beispiel Online-Angebote, deren Lerninhalte auf der Basis von Online-Spielen interaktiv vermittelt werden. Wir haben zum Beispiel ein Video entwickelt, wo Menschen mittels Simulation erleben, wie die einzelnen Arbeitsschritte in einem Logistikcenter ablaufen. Das kommt sehr gut an!

Neu denken
Damit Weiterbildung langfristig erfolgreich ist, muss emotionale Begeisterung an die Stelle stumpfen Durchackerns treten.

5 Tipps vom Experten zum Thema Weiterbildung

Für eine Weiterbildungskultur im Unternehmen sorgen. Dabei muss sich auch die Unternehmensleitung diesem Thema stellen.

Alle Mitarbeiter unabhängig von ihrer Qualifikation in diese Kultur einbeziehen und individuelle Qualifizierungsziele vereinbaren.

Sich über das Thema „Weiterbildung“ als attraktiver Arbeitgeber positionieren: Das hilft sowohl bei der Rekrutierung neuer Mitarbeiter als auch bei der Mitarbeiterbindung.

Sich über Fördermöglichkeiten seitens der Bundesagentur für Arbeit informieren. Das seit Anfang des Jahres in Kraft befindliche Qualifizierungschancengesetz bietet hier für praktisch alle Unternehmen neue Ansätze.

Beratungshilfe von außen in Anspruch nehmen – und so passende Bildungspartner finden.

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