Haben Raumgestaltung und interaktive Lehrmethoden etwas mit Nachhaltigkeit zu tun? Ja, sagt die Ausbildungstrainerin Sabine Bleumortier. Eine Menge sogar. „Bei Nachhaltigkeit denkt man meist als Erstes an ressourcenschonendes Verhalten. Und natürlich sollten sich junge Menschen in der Ausbildung sowie deren Ausbilder aktiv mit diesem Thema auseinandersetzen, um dazu beizutragen, die uns zur Verfügung stehenden natürlichen Systeme so lange wie möglich zu erhalten.“
Effektiver Umwelt- und Klimaschutz sei allerdings nur ein Aspekt von Nachhaltigkeit, so Bleumortier. „Ganzheitlich betrachtet, sollte ein Ausbildungsbetrieb auch das Lernen nachhaltig gestalten.“ Dabei spiele das eigene Erfahren im Kontrast zum reinen Rezipieren eine entscheidende Rolle für die Azubis: weg vom Frontalunterricht, hin zum Selber-Erleben. „Dieses gegenteilige Prinzip der Unterweisung und der Vorgabe fester Muster und Arbeitsschritte ist ein Teil der berufspädagogischen Ausbildung“, hebt die Ausbildertrainerin hervor. „Eine sinnvolle Variante, dieses Prinzip bei Azubis anzuwenden, ist zum Beispiel, ein Ziel zu umschreiben, zu dem sie dann auf eigene Faust gelangen.“

Neben den Lerninhalten darf auch die Lernumgebung nachhaltig arrangiert sein. Bleumortier erklärt, was das bedeutet: „Oft stehen Auszubildenden im Betrieb separate Räume zur Verfügung. Es macht einen Unterschied, ob diese zum Beispiel altes Mobiliar, kleine Fenster und gelbliche Wände haben oder modern, hell und mit bunten Elementen eingerichtet sind, die Lust aufs Lernen machen.“ Ideal wäre, die Wünsche und Arbeitskraft der Azubis in die Gestaltung einzubeziehen. Das stärke einmal mehr die Identifikation mit dem Lernort. „Wichtig ist außerdem, Azubis Hardware und Tools zur Verfügung zu stellen, mit denen sie vernünftig arbeiten können.“ Das gelte im Betrieb ebenso wie im Homeoffice. „Sorge ich gut für die Azubis, auch zu Lockdown-Zeiten? Auch diese Frage sollten sich Ausbilder stellen“, sagt Bleumortier. Das beginne bei der transparenten Kommunikation zu vorübergehend geänderten Betriebsabläufen und ende bei der Bereitstellung von passenden Möbeln. „Das sind im Zweifel Mehrausgaben, die dem Unternehmen aber im Sinne der Nachhaltigkeit künftig wieder zugutekommen.“ Sogar virtuelle Meetings ließen sich nachhaltig gestalten.
Ein nachhaltiger Ausbildungsbetrieb bediene zum einen Umweltschutz und ressourcenschonenden Umgang mit allen Materialien und lege zum anderen Wert auf eine nachhaltig qualitativ hochwertige Ausbildung, fasst Bleumortier zusammen. „Bei beiden Gesichtspunkten ist es sinnvoll, die Azubis einzubeziehen.“ Gemeinsame Klima-Aktionen wie Baumpflanzungen etwa hätten einen Mehrwert, der ebenfalls auf das Nachhaltigkeitskonto einzahle: „So etwas wirkt sich positiv auf die Teamentwicklung aus.“ Und wer seine Azubis zu Umweltschutzbeauftragten oder Energie-Scouts (siehe unten) im Betrieb mache, fördere nicht nur verantwortungsvolles Verhalten, projektorientiertes Denken und Kommunikationsfähigkeit, sondern schärfe auch den Blick für interne Abläufe. Umgekehrt würden Azubis so von den restlichen Mitarbeitern besser gesehen.
Der Grad der Nachhaltigkeitsbemühungen wiederum hänge von der Zielsetzung des Unternehmens ab, schließt Bleumortier. „Aus inhaltlicher Sicht agiert man am nachhaltigsten, wenn man seine eigenen Azubis im Anschluss übernimmt und damit ganz konkret dem eigenen Fachkräftemangel vorbeugt. Natürlich müssen sie vor diesem Hintergrund so ausgebildet werden, dass sie nach bestandener Abschlussprüfung direkt sinnvoll im Unternehmen eingesetzt werden können – und nicht wieder von vorn angelernt werden müssen.“
Energie-Scouts – Qualifizierung für Azubis
Die IHK-Organisation bietet im Rahmen der Mittelstandsinitiative Energiewende und Klimaschutz eine Qualifizierungsmaßnahme für Auszubildende an. Im Anschluss sollen sie selbstständig Energieeinsparpotenziale erkennen, dokumentieren und Optimierungen im Betrieb anregen können.

Mehr dazu unter: www.mittelstand-energiewende.de