Die Zahl der Insolvenzen in Deutschland steigt. Im ersten Halbjahr 2024 registrierte die Wirtschaftsauskunft Creditreform 11.000 Unternehmensinsolvenzen – ein Plus von fast 30 Prozent gegenüber dem Vorjahr und der höchste Stand seit fast zehn Jahren. Damit steigt auch der Bedarf an spezialisierten Fachkräften für die Abwicklung von Insolvenzverfahren. Die Niederrheinische IHK hat deshalb einen neuen bundesweiten Zertifikatslehrgang konzipiert.
In der Insolvenzverwaltung sind spezialisierte Fachkräfte unverzichtbar, da sie komplexe rechtliche, wirtschaftliche und organisatorische Prozesse steuern müssen. Auch psychologische Aspekte spielen dabei eine wichtige Rolle : Betroffene Unternehmer und Mitarbeiter stehen oft unter einem enormen emotionalen Druck, was ein hohes Maß an Einfühlungsvermögen und Konfliktmanagement erfordert. Fachkräfte müssen daher nicht nur über juristische Expertise, sondern auch soziale Kompetenz verfügen, um die Beteiligten menschlich und professionell zu begleiten. „Wir haben oft mit Personen zu tun, deren Existenzen gefährdet sind – das verlangt uns viel Wissen und auch Feingefühl im Umgang ab“, sagt Kathrin Wilke, Rechtsanwaltsfachangestellte der Insolvenzverwalterkanzlei Schwentker Bückmann in Oberhausen.
„Bislang waren die Möglichkeiten, Kenntnisse über Insolvenz- und Sanierungsverfahren zu erwerben oder zu vertiefen, überschaubar“, so Anne Lomanns, Leiterin für Weiterbildung bei der Niederrheinischen IHK Duisburg-Wesel-Kleve. „Es gibt weder einen Ausbildungsberuf zum Insolvenzsachbearbeiter noch eine gute fachliche Weiterbildung.“
››Bislang waren die Möglichkeiten, Kenntnisse über Insolvenz- und Sanierungsverfahren zu erwerben oder zu vertiefen, überschaubar.‹‹
Anne Lomanns, IHK
Die Niederrheinische IHK hat nun darauf reagiert und gemeinsam mit der Kanzlei Schwentker Bückmann und der DIHK-Bildungs-gGmbH eine neue Fortbildung entwickelt, den IHK-Lehrgang „Experte für Insolvenz- und Sanierungsverfahren“. „Zielgruppe sind zum einen Insolvenzkanzleien, aber auch kleine und mittelständische Unternehmen mit eigener Rechtsabteilung, die ihre Mitarbeitenden gut auf das ThemaInsolvenz vorbereiten wollen“, sagt Rechtsanwältin Tanja Bückmann.
Nach dem Start des Lehrgangs im September in Duisburg sollen nun weitere IHKs folgen. Das Angebot richtet sich an Interessierte, die eine Berufsausbildung oder ein Studium erfolgreich abgeschlossen haben. Juristische Vorkenntnisse sind wünschenswert, aber nicht zwingend erforderlich. Der Lehrgang besteht aus neun aufeinander aufbauenden Modulen mit insgesamt rund 100 Unterrichtsstunden. Dort erwerben die Teilnehmer fundiertes juristisches Wissen zu Unternehmens- und Verbraucherinsolvenzen und lernen die Arbeitsweise einer Insolvenzkanzlei und den Ablauf eines Insolvenzverfahrens kennen. Darüber hinaus erweitern sie ihre Kompetenzen in den Bereichen Selbstorganisation, Zeitmanagement und Resilienz. Am Ende jedes Moduls steht eine kurze Wissensprüfung sowie abschließend die Bearbeitung eines praxisnahen Fallbeispiels, das in einer mündlichen Präsentation mit anschließender Fachdiskussion vorgestellt wird.
„Das Thema Insolvenz ist ein umfassender Fachbereich, der spannend und zukunftsträchtig ist“, erklärt Rechtsanwaltsfachangestellte Kathrin Wilke. Sie wird als eine der ersten Teilnehmerinnen den neuen Lehrgang absolvieren. „Ich habe einen hohen Anspruch an meine Professionalität und möchte mein Wissen weiter vertiefen, um eine noch bessere Auskunft geben zu können und um die Anliegen nicht nur an meine Kollegen weiterzuleiten. Außerdem ist der Bedarf an qualifiziertem Personal im Insolvenzbereich sehr hoch und das Zertifikat über die erworbenen Kenntnisse sorgt dabei für bessere Chancen auf dem Arbeitsmarkt.“
Weitere Informationen und Anmeldung …
… zum Lehrgang „Experte für Insolvenz- und Sanierungsverfahren (IHK)“ bei der Niederrheinischen IHK Duisburg (www.ihk.de/niederrhein), Sabrina Giersemehl, Mail: giersemehl@niederrhein.ihk.de, Tel: 0203-2821 382, und unter www.ihk-kompetenz.plus.