Energie-Scouts: Vom Azubi zum ­Klimaprofi

Energie-Scouts: Vom Azubi zum Klimaprofi
Bestenehrung der Energie-Scouts 2025 in Berlin: Mehr als 200 junge Auszubildende und Fachkräfte aus deutschen und europäischen Unternehmen wurden für ihre herausragenden Projekte zur Energieund Ressourceneffizienz ausgezeichnet. Die Ehrung durch das Bundesumweltministerium und die DIHK würdigt ihr Engagement für Klimaschutz und betriebliche Nachhaltigkeit – mit einem Einsparpotenzial von über 12 Millionen Euro und 47.000 Tonnen CO2 allein im Jahr 2024. © Nils Hasenau, DIHK
Viele Unternehmen stehen vor denselben Herausforderungen: Die Energiepreise steigen, Ressourcen werden knapper und die Anforderungen an Klimaschutz und Nachhaltigkeit wachsen stetig. Hier setzt das IHK-Projekt der „Energie-Scouts“ an. Seit dem Start vor zehn Jahren haben sich bereits rund 14.000 Auszubildende qualifiziert – und engagieren sich aktiv für mehr Energieeffizienz in ihren Betrieben.
Laura Pollmann
Laura Pollmann
© UNIVERSUM Verlag GmbH / Lukas Görlach

„Der Zustand der Umwelt und der fortschreitende Klimawandel fordern von allen Akteuren aus Wirtschaft und Gesellschaft eine zukunftsgerichtete Form der Achtsamkeit und des Handelns – und damit natürlich auch von uns als Organisation.“

Janine Hansen, Leiterin der Unternehmens- und Projektentwicklung der DIHK Service GmbH

Wo könnten wir Strom, Papier und damit Kosten und Ressourcen einsparen? Kann mein Betrieb Jobräder anbieten, für Dienstreisen vorzugsweise die Bahn nutzen und so den CO2-Fußabdruck seiner Beschäftigten reduzieren? Würde es sich rentieren, eigenen Strom und heißes Wasser zu erzeugen? Solchen und vielen anderen Fragen gehen die bundesweit bei IHKs geschulten Energie-Scouts nach. Diese Qualifizierungsmaßnahme ist einfach und wirkungsvoll: Auszubildende werden in Energie- und Ressourceneffizienz fit gemacht und entwickeln eigene Projekte für ihre Betriebe. Dabei decken sie Einsparungspotenzia­le auf, seien es Energiekosten oder CO2-Emissionen. So profitieren Umwelt, Unternehmen und besonders auch die jungen angehenden Fachkräfte selbst von dieser Bildungsmaßnahme.

Berufliche Bildung ist Schlüsselthema

Nachhaltigkeit und die Förderung der Beruflichen Bildung sind Herzensthemen der IHK-Organisation: „Die Berufsbildung ist für die IHKs bundesweit und die DIHK als Dachorganisation ein Schlüsselthema“, erklärt ­Janine Hansen, Leiterin der Unternehmens- und Projektentwicklung der DIHK Service GmbH. Für die DIHK sind die Energie-Scouts für die beiden genannten Aspekte das perfekte Beispiel: Hier bilden sich Auszubildende weiter, bringen dann ihren Ideenreichtum und ihr Engagement ein und entwickeln einen direkten Mehrwert für den eigenen Betrieb. Den kennen sie gut und können dort auf die Suche nach Einsparpotenzialen gehen.

Nachhaltigkeit und Klimaschutz

Für die DIHK ist Klimaschutz schon lange kein Trend mehr, sondern eine alltägliche Notwendigkeit. „Der Zustand der Umwelt und der fortschreitende Klimawandel fordern von allen Akteuren aus Wirtschaft und Gesellschaft eine zukunftsgerichtete Form der Achtsamkeit und des Handelns – und damit natürlich auch von uns als Organisation“, so Janine Hansen.

Dabei geht es nicht nur um die großen Klimaziele, sondern auch um messbare Verbesserungen vor Ort: weniger Energieverbrauch, effizientere Prozesse und geringere Kosten. Genau in diesem Spannungsfeld zwischen globaler Verantwortung und praktischer Umsetzung vor Ort setzt das Projekt der Energie-­Scouts an.

Qualifizierung zum Energie-Scout

Jährlich beteiligen sich 65 IHKs und über 1.000 junge Menschen an der Fortbildung zum Energie-­Scout. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer kommen aus ­lokalen Unternehmen – vom kleinen Gewerbebetrieb bis zum Industriekonzern. In mehrtägigen Trainings zur Energie- und Ressourceneinsparung bereiten sie sich auf die Erarbeitung ihrer Praxisprojekte vor. Die Scouts lernen technische Grundlagen, analysieren Kennzahlen und Verbrauchsdaten und entwickeln daraus umsetzbare Vorschläge.

Der Mehrwert für die Unternehmen

Die Energie-Scouts sorgen bestenfalls für einen geringeren Verbrauch von klima- und umweltrelevanten Ressourcen wie Strom oder fossilen Brennstoffen. Damit profitiert nicht nur die Umwelt, sondern auch das Unternehmen. Die Qualifizierung zum Energie-Scout sei viel mehr als nur die Aneignung von Know-how, so Janine Hansen. Sie hat in diesem Zusammenhang die Stärkung des Selbstbewusstseins der jungen Leute im Blick: „Als angehende Energie-­Scouts werden sie ein eigenes Projekt meistern und sich ­dadurch zu wertvollen Mitarbeitenden mit gefragter Expertise entwickeln.“

Die Erfolge in Zahlen

Die größten Erfolge des Projekts liegen laut Hansen im doppelten Nutzen: Der Zugewinn an Kompetenzen bei den Scouts und die Einsparung an wertvollen Ressourcen für die Unternehmen. Seit dem Start vor über zehn Jahren haben sich 14.000 junge Auszubildene in ihren Industrie- und Handelskammern zu Energie-Scouts qualifiziert – und das aus Betrieben vieler verschiedener Branchen. Allein 2024 deckten die Projekte der deutschen Energie-Scouts laut Janine Hansen Einsparpotenziale von circa 47.000 Tonnen CO2-Äquivalent und damit rund zwölf Millionen Euro Energiekosten auf. Ein Beispiel: Das Unternehmen Salutas Pharma GmbH aus Barleben (IHK Magdeburg). Mit ihrem neuen Betriebskonzept zur Optimierung von Dampfkesseln spart das Unternehmen 238 MWh Wärme­energie und 43,3 Tonnen CO2 pro Jahr. Oder die Röchling Xanten GmbH: Mit ihrem Projekt zur Wiederverwendung von Einwegpaletten können in Zukunft 18 Tonnen Holz sowie 50 Tonnen CO2 in ihrem Unternehmen eingespart werden.

Internationale Erfolgsgeschichte

Das Konzept der Energie-Scouts gibt es nicht nur in Deutschland. Von Polen über Ungarn bis nach Serbien: In mehr als zehn süd- und osteuropäischen Ländern engagieren sich Energie-Scouts für grenzüberschreitenden Klimaschutz. Seit 2018 qualifizieren die Auslands­handels­kammern im Rahmen von „Young ­Energy Europe“ junge Leute zu Energie-­Scouts. Mittlerweile sind das mehr als 1.400 junge Berufstätige. „Außerhalb des deutsch­sprachigen Raums gibt es zwar kein vergleichbares duales Ausbildungssystem, das Konzept funktioniert jedoch auch hier“, betont Janine Hansen.

Die Einsparungen können sich sehen lassen: Strom, ­fossile Brennstoffe und ­Trinkwasser. Im Durchschnitt deckte ­jeder europäische Energie-Scout 38.000 Euro Energiekosten als Einsparungspotenzial auf. „2024 entstanden viele Praxismaßnahmen in den Themen­bereichen Installation und Integration von Photovoltaikanlagen, die Umstellung der Beleuchtung auf LEDs, oft in Kombination mit Bewegungssensoren, aber auch viele Mobilitätsprojekte“, so Hansen und blickt zuversichtlich in die Zukunft: „Die Scouts sind eine internationale Erfolgsgeschichte, und wir werden diese Qualifizierungsmaßnahme auf jeden Fall fortsetzen.“ Dafür ­wünsche sie sich, dass noch mehr IHKs mitmachen. Aktuell sind es 65 von 79 IHKs, die Energie-Scouts qualifizieren. Janine ­Hansen kann sich eine thematische Ausweitung in Richtung Kreislaufwirtschaft vorstellen, da diese einen riesigen Hebel für den Klimaschutz darstelle. „Wir werden sehen, ob es Einreichungen zu diesem Thema geben wird. Auf jeden Fall freuen wir uns schon sehr auf die inno­vativen Ideen der Scouts für das nächste Jahr.“


Hintergrund: Energie-Scouts ist ein bundesweites Programm der Industrie- und Handelskammern, das von der DIHK im Rahmen des „Unternehmensnetzwerks Klimaschutz“ unterstützt wird. Dabei werden Auszubildende zu ­Energie-Scouts ­qualifiziert, um in ihren ­Betrieben ­Einsparpotenziale bei Ener­gie, ­Ressourcen und CO2 zu identifizieren und konkrete Effizienz­projekte umzusetzen. Mehr Infos unter: Unternehmensnetzwerk Klimaschutz

Teilen Sie diesen Beitrag mit Ihrem Netzwerk

Weitere Beiträge für Sie

Lust auf Position?

Impulse, Tipps und Ideen für ihre nachhaltige Fachkräftesicherung finden Sie auch im aktuellen Heft. POSITION richtet sich in erster Linie an Ausbilder, Prüfer und Personalverantwortliche in den IHK-Mitgliedsbetrieben. Die Bestellung erfolgt über Ihre IHK oder unseren Verlag.

Position 0325

Keine Ausgabe mehr verpassen

Sie wollen wichtige Impulse, Tipps und Ideen für Ihre nachhaltige Fachkräftesicherung regelmäßig auf Ihrem Schreibtisch haben? Als Ausbilder, Prüfer oder Personalverantwortlicher interessieren Sie sich für die zielgruppengerechten Angebote der IHK-Organisation zur Aus- und Weiterbildung und für bildungspolitische Vorschläge?

Wenden Sie sich bei Interesse gerne per E-Mail über abo.position@moellerpromedia.de oder telefonisch über 030 41909350 an uns– auch, wenn Sie POSITION nur mal unverbindlich testen wollen. Wir melden uns dann umgehend bei Ihnen!

Kontakt zur Redaktion

Wie gefällt Ihnen POSITION? Ihre kritischen wie wohlwollenden Hinweise interessieren uns sehr! Denn nur so erfahren wir, ob wir Ihnen mit unserem Magazin den gewünschten Mehrwert liefern und was wir noch besser machen können. Auch an Ihren Themenvorschlägen sind wir jederzeit interessiert. Deshalb: Vielen Dank, dass Sie mit uns in Kontakt treten wollen!

Bitte senden Sie uns eine E-Mail an position@dihk.de. Selbstverständlich wird jede Zuschrift vertraulich behandelt.

Keine Ausgabe mehr verpassen

Sie wollen wichtige Impulse, Tipps und Ideen für Ihre nachhaltige Fachkräftesicherung regelmäßig auf Ihrem Schreibtisch haben? Als Ausbilder, Prüfer oder Personalverantwortlicher interessieren Sie sich für die zielgruppengerechten Angebote der IHK-Organisation zur Aus- und Weiterbildung und für bildungspolitische Vorschläge?

Nutzen Sie am besten und einfachsten das nebenstehende Aboformular – auch, wenn Sie POSITION nur mal unverbindlich testen wollen. Wir melden uns dann umgehend bei Ihnen!